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 Die Stimme Gottes

Ein Vortrag vom Meister, gehalten vor der Allgemeinen Okkultklasse am 26. August 1930 in Sofia – Izgrev

Es gibt eine innere Philosophie, die den Weg des Menschen bestimmt. Um sich diese Philosophie anzueignen, muss man bewusst bemüht sein, an sich selbst zu arbeiten. Wenn man euch fragt, warum ihr zur Welt gekommen seid, welche eure Bestimmung ist, werdet ihr antworten, dass Gott Bescheid weiß. Er hat euch geschaffen – er kennt eure Bestimmung. Das ist eine allgemeine Behauptung. So spricht man ohne nachzudenken. Man muss aber wissen, warum man zur Welt gekommen ist, welche spezifische Aufgabe man hat. Wenn man diese Frage dem Ochsen, Vogel oder Fisch stellt, werden sie entsprechend ihrer Entwicklungsstufe eine Antwort geben. Der Ochse wird sagen, seine spezifische Aufgabe bestehe darin, sich von einer Stelle zur anderen zu bewegen und sich bei Angriff mit den Hörnern zu verteidigen; der Vogel wird sagen, dass er fliegen muss; der Fisch – er muss schwimmen. Was wird der Mensch antworten? – Sollte er sich schon darüber Gedanken gemacht haben, kann er eine befriedigende Antwort darauf geben. Jeder, der diese Frage schon beantwortet hat, kann als glücklich bezeichnet werden. Er besitzt innerlichen Frieden und Ruhe.

Also ist ein Mensch, der den Sinn des Lebens versteht, zur Erleuchtung in seinen Ansichten gekommen und entwickelt sich deshalb richtig. Er wandelt sicher, mit offenen Augen auf den Pfaden des Lebens; egal auf welche Schwierigkeiten und Widersprüche er trifft – er überwindet sie leicht; dieser Mensch interessiert sich für alles im Leben. Auch der Kranke öffnet seine Augen, aber nur für Arzneien und Essen, weil er darauf hofft, dass sie seine Kräfte wiederherstellen. Nachdem er die Arznei und das Essen zu sich genommen hat, schließt er die Augen wieder und beginnt zu stöhnen. Warum stöhnt der Mensch? – Weil er einen schwierigen Weg geht. Also stöhnt der Kranke, weil sein Weg gefährlich ist. Sobald er den Weg betrachtet, den er zurücklegen muss, schließt er die Augen um ihn nicht zu sehen. Der Kranke hat Angst. Wenn man gesund ist, geht man mit offenen Augen. Warum? – Der Weg, den man geht, ist schön und leicht. Solange man keine Schwierigkeiten antrifft, hat man keine Angst. Sobald man aber auf eine Schwierigkeit trifft, schließt man seine Augen und beginnt zu stöhnen. Der vernünftige Mensch, der den Sinn des Lebens versteht, schreitet auch bei Schwierigkeiten mit offenen Augen und ohne Angst durchs Leben.

Der Mensch ist auf die Erde gekommen, um zu lernen. Als Schüler des Lebens muss er nach positiven Erkenntnissen streben, die ihm einen tiefen, innerlichen Frieden geben. Deshalb sagen wir, dass die Aufgabe des Menschen ist, zuerst sich selbst zu verstehen und dann die anderen; zuerst an sich selbst zu arbeiten, und dann mit dem Nächsten. Es steht nicht in seiner Macht und Fähigkeit, die Welt zu verbessern. Ist der Mensch im Stande, sich um die Nahrung aller Menschen zu kümmern? Kann er sich die Frage beantworten, was mit den Toten passiert und wohin sie gehen? Kann er das Leben aller verfolgen, die auf die Welt kommen? Warum wird der Mensch geboren und warum stirbt er? – Was das Leben einem Menschen gibt, das gibt ihm auch der Tod. Sowohl das Leben als auch der Tod bringen gleichermaßen gewisse Güter und Unglück für die Menschen mit sich. Für den einen ist der Tod Glück, für den anderen – Unglück. Für den einen bedeutet das Leben Glück, für den anderen – Unglück. Glück und Unglück sind relative Sachen. Vom Menschen selbst hängt ab, sein Leben glücklich oder unglücklich zu gestalten. Wenn man bewusst und nach Gottes Gesetzen lebt, geht das Leben weiter. Wenn man die Gesetze Gottes nicht beachtet, verkürzt man sein Leben und wird unglücklich.

Solange der Mensch lebt, muss er das Leben als ein großes Gut betrachten. Um dieses Gut vernünftig zu nutzen, muss er den Willen Gottes erfüllen. Was religiöse Menschen angeht, sagen sie, dass sie Gottes Willen erfüllen. Aber was versteht man unter " Gottes Willen erfüllen"?

Nur derjenige erfüllt Gottes Willen, der gesund, stark und vernünftig ist. Er ist mit Gott verbunden und sein Gebet wird immer akzeptiert. Was aber sagt ihr über jemanden, der mit seinem Milliardärsfreund prahlt und kein Geld in der Tasche hat? Unmöglich kann man barfuss, hungrig und zerlumpt sein und einen reichen Freund haben. Gleichzeitig den Willen Gottes zu erfüllen und krank und arm zu sein, ist nicht möglich. Auch wenn der Mensch Gottes Willen nicht erfüllt, lässt ihn Gott nicht ohne Güter. Er hat den Menschen Wasser, Luft, Licht und Nahrung im Überfluss gegeben, aber viele sind krank und leiden Hunger und Entbehrungen. Wer ist daran schuld? Wenn der Krug eines Menschen gesprungen ist – was er dort auch hineingießt, alles läuft aus. Wer ist daran schuld? – Der Krug. Wer hat den Sprung verursacht? – Entweder der Töpfer oder der Besitzer. Das hilft aber dem Menschen nicht weiter. Wichtig ist, dass der Krug gesprungen ist und gewechselt werden muss. Der Mensch hat das Recht den Krug mit einem neuen zu tauschen.

Hört ihr also jemanden meckern, dass es nicht gut um seine Sachen bestellt ist, dann wisset – sein Krug ist gesprungen. Was man auch hinein gießt, alles läuft aus. Letzten Endes verliert er ständig. Manchmal sind die Verluste groß, manchmal geringer. Wenn ihr Wasser in einen gesprungenen Krug gießt und es ausläuft, ist der Verlust nicht groß, weil es in der Natur reichlich Wasser gibt: Man kann einerseits eingießen und es darf andererseits auslaufen. Wenn es aber zum Beispiel um Rosenöl geht, wirkt sich der kleinste Verlust nicht nur auf den einzelnen sondern auch auf seine ganze Familie schlecht aus. Der Körper des Menschen ist nichts anderes als ein Tontopf, der ihm zur Arbeit gegeben wurde. Dieser Tontopf muss unbeschädigt sein, damit er das wertvolle Öl lange Zeit aufbewahren kann. Das kostbare Öl, das in den menschlichen Tontopf gegossen wird, ist das Leben. Springt der Tontopf, so läuft das Öl aus und man beginnt zu altern. Wenn das Leben auszulaufen beginnt, fühlt sich der Mensch unwohl und er beschwert sich, dass ihn die Beine nicht mehr tragen, dass ihm schwindelig wird, dass ihm die Brust weh tut, dass er nicht klar denken kann, sich sein Blick verschleiert usw. Das deutet auf ein vorzeitiges Altern hin, woraus man schließen kann, dass der Mensch sein gutes Verhältnis zur vernünftigen Natur verloren hat. Was muss er in diesem Fall tun? – Er muss sein gutes Verhältnis zur vernünftigen Natur wiederherstellen und beginnen, sich zu erneuern.

Jedermann, ein Gerechter oder ein Sünder, kann sein Verhältnis zur vernünftigen Natur abbrechen und wiederherstellen. Mit einer falschen Tat kann der Gerechte seine Verbindung zur geistigen Welt abbrechen. Durch eine richtige Tat kann der Sünder seine Verbindung zur geistigen Welt wiederherstellen. Das ist klar. Wenn der Sünder saubere Luft atmet, ist er ganz sicher gesund. Wenn der Gerechte unsaubere Luft atmet, wird er krank sein. Sowohl das eine als auch das andere kann vorübergehend oder ständig passieren. Unmöglich kann der Gerechte, der gut lebt, ständig in einer unreinen Atmosphäre bleiben. Und der Sünder, der falsch handelt kann unmöglich immer reine Luft atmen. Wenn sich der Gerechte Sorgen macht, wird er seine Gesundheit verlieren. Wenn sich der Sünder keine Gedanken macht und seinen inneren Frieden behält, wird er immer gesund sein. Gott hat dem Menschen Verstand gegeben, damit er denkt und nicht, damit er sich Gedanken macht. – "Warum ist die Welt ausgerechnet so geschaffen?" – Das ist nicht eure Sache. Welches Glaubensbekenntnis ist das Beste? – Das sind Fragen, die man mit Theorien nicht beantworten kann. Die brauchen ihre praktische Anwendung. Um auf die Frage zu antworten, welches Kredo das richtigste ist, muss man die Ergebnisse des jeweiligen im Leben angewandten Kredos studieren. In der Bibel steht: "An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen." Dasselbe kann man über jedes andere Kredo sagen. Wenn du gesund und stark bist, ist dein Glaubensbekenntnis richtig. Wenn du krank, ungebildet und schwach bist, ist dein Kredo nicht richtig. Auch wenn du die Ursache deiner Schwäche erklären kannst, würde dir das nicht weiterhelfen. Egal welche Erklärungen und Entschuldigungen ihr gebt, davon verschwinden die Schwäche und die Unwissenheit nicht.

Zwischen Gott und der menschlichen Seele besteht eine Verbindung. Ihrer muss sich der Mensch in jedem Moment bewusst sein und sie hüten, damit sie nicht unterbricht. Wenn diese Verbindung nicht existiert, kann sich der Mensch weder von Gott noch von sich selbst einen Begriff machen. Er sieht die Menschen, er sieht sich selbst, aber er hat keine Ahnung, was Menschen sind. Er weiß, dass der Mensch Augen hat, mit denen er sieht; Ohren hat, mit denen er hört; eine Nase hat, mit der er riecht; einen Mund hat, mit dem er spricht. Das genügt aber nicht. Der Mensch muss wissen, wozu ihm jedes Teilchen seines Körpers dient.

Du wirst sagen, dass du Arme und Beine hast, aber du musst die äußere und innere Bestimmung der Arme und der Beine kennen. Die Funktion der Arme ist nicht nur zu arbeiten. Die Beine sind nicht nur zum Gehen bestimmt. Alle Körperteile haben eine äußere und innere Bestimmung.

Jesus beschmierte die Augen des Blinden mit Schlamm und er konnte wieder sehen. Die damaligen Gelehrten versammelten sich um Jesus und begannen ihn zu fragen, wie das möglich sei, dass der Blinde wieder sehe. Sie wollten wissen, ob er von Geburt an blind war, und wenn er blind geboren wurde, was die Ursache dafür war: eine Sünde von ihm oder von seinen Eltern. Also war es nach der damaligen Philosophie unmöglich, ohne eine Ursache von Geburt an blind zu sein. Jesus antwortete ihnen: "Weder er, noch seine Eltern haben gesündigt, sondern das Wirken Gottes soll an ihm offenbart werden." Die damaligen Menschen verstanden nicht, wovon Jesus sprach, die heutigen Menschen verstehen es auch nicht. Manche Leute verstehen die Lehre Christi, aber die meisten verstehen sie nicht. Nachdem die Menschen Jesus viele Fragen gestellt hatten, wollten sie wissen, warum er den Blinden sehen ließ. Es ist sinnvoll zu fragen, warum jemand einem anderen die Augen ausstach, aber es ist nicht richtig Jesus zu fragen, warum er den Blinden sehen ließ. Die Blindheit ist eine Beschränkung, die man beseitigen muss. Jesus traf einen Blinden und öffnete seine Augen. Gibt es eine andere, natürlichere Tat als diese? Zu jener Zeit gab es in Israel viele Blinde, aber Jesus heilte nicht allen die Augen, sondern nur einem einzigen. Warum? – Er hatte eine besondere Beziehung zu ihm. Und wirklich – der Blinde wurde danach Schüler Christi. Christus kam auf Erden um denjenigen zu helfen, die äußerlich oder innerlich blind waren, die aber zugleich bereit waren, Gottes Willen zu erfüllen. Diejenigen, die nicht dazu bereit sind, Gottes Willen zu erfüllen, hören und sehen zwar, doch sie werden nichts gehört und gesehen haben. Folglich ist nicht allen bestimmt zu sehen und zu hören, Gottes Worte wahrzunehmen und zu verstehen.

Vergleicht jetzt die Heilung des Blinden mit eurem geistigen Leben und stellt fest, ob ihr nicht auch blind seid. Wann werden die geistigen Augen eines Menschen geöffnet? – Wenn er sich zutiefst in seiner Seele wünscht zu sehen, um Gott zu dienen und seinen Willen zu erfüllen. Der Blindgeborene, dem Jesus die Augen öffnete, trug in sich den Wunsch Gottes Willen zu erfüllen. Wegen dieses Wunsches wartete er auf jemanden, der ihm helfen konnte.

Gemäß der indischen Philosophie würde man sagen, dass dieser Mensch sein Karma vernichtet hat, deshalb musste er wieder sehen. Wir sagen jedoch, dass das Karma ihn verlassen hat. Was bedeutet, dass das Karma jemanden verlassen hat? Wann verlässt das Karma den Menschen? – Wenn es sieht, dass es nichts mehr von ihm nehmen kann. Wenn es ihn ansieht, sagt das Karma: "Bei diesem Menschen wird nichts draus." Handelt der Wolf nicht auf dieselbe Weise? Wenn er ein krankes Schaf trifft, stößt er es an den Bauch und schiebt es beiseite. Er sagt: "Ich fresse keine kranken Schafe." Wenn er aber ein gesundes Schaf trifft, kommt er leicht mit ihm zurecht. Das kranke Schaf ist frei, der Wolf greift es nicht an, aber das gesunde Schaf ist seinen Zähnen ausgesetzt. Das ist eine bildliche Erklärung des Karmas, damit man es verstehen kann.

Jedes grundlegende Verstehen einer bestimmten Frage ist ein Kreis, um den sich alle anderen Fragen anordnen. Auch um den Menschen gibt es konzentrische Kreise, so wie sie in der Natur existieren. Wo trifft man in der Natur konzentrische Kreise an? Wenn man den Querschnitt eines Baumes betrachtet, sieht man, dass der Stamm konzentrische Kreise hat. Diese Kreise zeigen, wie alt der Baum ist. Warum bilden sich Kreise, nicht Quadrate oder andere geometrische Figuren? – Weil der Kreis als krumme Linie auf wenigeren Widerstand stößt als die Gerade. Also suchen die Pflanzen beim Wachsen den geringsten Widerstand. Das ist eine der Methoden der Natur. Die Natur sucht immer den geringsten Widerstand, um ihre Energie nicht umsonst zu verbrauchen.

Also befolgt der Mensch eine Moralregel der Natur, wenn er den Weg des geringsten Widerstands geht. Auch die heutigen Leute sprechen über Moral, verurteilen oder gutheißen die Taten ihrer Nächsten, aber wenn sie ihre eigenen Taten einschätzen, werden sie sehen, dass wenige von ihnen die Regeln der Moral einhalten.

Auch beim Sprechen zeigt der Mensch seine Moral. Wenn man diese Moral nicht einhält, ist die Sprache grob, nicht ausdrucksvoll, unangenehm. Nur jener Mensch spricht nach den Regeln der Moral, der die nötige Milde besitzt. Über so einen Menschen sagt man, dass er sich angenehm ausdrückt. Wenn es dem Menschen an Milde im Charakter fehlt, klingt alles gleich, egal was er sagt. Ob er jemandem sagt, dass er ihn liebt oder hasst, alles klingt gleich. Wenn er jemandem Gutes wünscht oder ihn verachtet, beides klingt gleich. Der Mensch braucht Milde. Die Milde gibt Ausdruck, Intonation und der Inhalt der Worte wird klar hervorgehoben. So war das Gebet des Propheten Elias, als er den Heiden beweisen wollte, dass nur ein einziger Gott in der Welt existiert, der die Gebete der Menschen erhört und ihnen eine Antwort gibt. Jedes Wort in seinem Gebet war mild, stark und klangvoll. Als Gott seinem Gebet Antwort gab, kam Feuer vom Himmel herab und entzündete das Opfer, das Elias auf seinen Opfertisch gelegt hatte. Die Heiden beteten auch ihre Götter an, die aber erhörten sie nicht und antworteten ihnen nicht. Sie riefen, schlugen sich auf die Brust, stachen sich mit Dolchen, aber die Götter waren taub für ihre Gebete. Man sagt, dass das Gebet von Elias aus tiefster Seele kam. Deshalb sagt man, dass das Gebet des Menschen aus seiner Seele kommen muss.

Wann betet man aus ganzer Seele? – Wenn man auf dem Scheiterhaufen steht, wo man verbrannt werden soll. In diesem Moment vergisst man alles um sich herum, man hört nichts, man sieht nichts. Das Bewusstsein ist ausschließlich mit dem Gedanken an Gott beschäftigt. Zwischen Gott und der Seele gibt es keine Trennwand. Der Mensch hat ein direktes Verhältnis zu Gottes Bewusstsein. Wenn ihr euch zu einem Gebet an Gott aufrichtet, müsst ihr wie ein Kind bereit sein zu beichten und alle Sünden ohne Ausreden zu gestehen. Warum man Fehler machte, ist unwichtig. Vom Menschen wird verlangt zu beichten. Was die Vergebung, die Rechtfertigung angeht – das ist eine Sache Gottes. Er weiß Bescheid, dass der Mensch die Dinge nicht immer versteht und somit Fehler macht.

Wenn sie auf ihre Sünden stoßen, entschuldigen sich manche damit, dass der Mensch von Natur aus schwach ist und Fehler macht. Das macht die Situation nicht besser. Wenn man etwas Falsches gemacht hat, muss man den Fehler korrigieren. Wenn man seine Fehler nicht berichtigt, dann fällt man in Sünde und das führt zum Verlust der Würde und der Kraft. Der Mensch sieht ein, dass er verloren hat, was ihm Kraft und Ansporn zum Wachstum und zur Entwicklung gab. In dieser Situation ist es egal, was die Leute über ihn denken, wichtig ist sein innerer Zustand. Wenn er seine Fehler korrigiert, wird er sein Verhältnis zu Gott wiederherstellen und sich stark und tapfer fühlen. Dann kann er den Leuten ruhig in die Augen sehen und ihre Meinung stört ihn nicht.

Die heutigen Menschen brauchen ein neues Verständnis, das zu einem neuen Verhältnis und neuem Kredo führen. Heutzutage sagen alle, dass sie an Gott glauben. Was für ein Glaube ist das, wenn er zu keinem Opfer bereit ist? Jemand sagt, dass er bereit ist, vom Felsen zu springen, um zu beweisen, dass sein Glaube an Gott stark ist. Das ist leicht gesagt, aber nicht alles, worüber man spricht, kann man tun. Vom Menschen wird ein vernünftiger, kein unvernünftiger Glaube verlangt. Als der Teufel Jesus verführte, verlangte er von ihm, dass er sich vom Tempel stürzt, damit er sieht, ob ihn die Engel auffangen und sein Fuß an keinen Stein stößt – so steht es in der Bibel. Jesus widerstand der Versuchung und antwortete: "Geh weg, du sollst Gott nicht versuchen!" Wenn es darum geht, Gott zu prüfen, dann soll jener hinunter springen, der die anderen verführt. Der Mensch muss vernünftig sein. Es ist ein innerer Prozess, wenn man für Gott vom Felsen springt. Es gibt Fälle, wo man vom Felsen fällt und unversehrt bleibt. Das kann man dank der Änderung des Körpergewichts erreichen. Das geschieht laut physischen Gesetzen, die die Menschen noch nicht kennen. Folglich muss jede Tat vernünftig sein. Wenn es um den Erwerb einer gewissen Erfahrung geht, ist es sinnvoll, sich vom Felsen zu stürzen. Wenn aber das Hinunterstürzen den Menschen tötet, so versucht er Gott. Dieses Springen ist unvernünftig, ist sinnlos.

Also, der echte Glaube, die echte Liebe bedeuten Arbeit. Wenn man jemandem glaubt, soll man für ihn arbeiten. Wenn man jemanden liebt, soll man für ihn arbeiten. Die Liebe ist ein Arbeitsgesetz. Gott liebt uns, deshalb arbeitet er ständig für uns. Er hat die Welt für uns geschaffen, damit wir lernen und uns entwickeln können.

Laut dieses Gesetzes müssen wir auch für ihn arbeiten, müssen wir das machen, was er will. Das bedeutet, Gottes Willen aus Liebe zu ihm zu erfüllen. Das Gesetz lautet: Wenn man jemanden liebt, muss man mit ihm so umgehen, dass er zufrieden ist. Wenn deine Gedanken und Gefühle zu ihm rein sind, ist er mit dir zufrieden. Wenn du ihn nicht liebst, bist du nicht im Stande etwas für ihn zu tun. Die Leute erfreuen sich des Lebens, der Gesundheit, der Kraft dank der Liebe und Fürsorge Gottes und der hoch entwickelten Wesen. Wenn Gott nicht mehr an sie denkt, werden sie vom Erdboden verschwinden. Die Liebe der Mutter und des Vaters, der Geschwister und Freunde unterhalten das Leben des Menschen. Sie unterhalten sein Leben, indem sie ihn lieben und wollen, dass er weiter lebt.

Daraus folgt, dass die Liebe das Leben aufrechterhält. Wo Liebe ist, da existiert Leben. Wo Liebe fehlt, da existiert kein Leben. Solange eure Angehörigen wollen, dass ihr lebt, werdet ihr leben. Wenn sie euren Tod wünschen, verliert ihr euer Leben. Das ist eins der inneren Gesetze des Daseins. Nachdem ihr das erfahren habt, haltet an eurer Verbindung zu Gott fest. Wenn ihr euere Verbindung zu Gott abbrecht, brecht ihr euer Leben ab. Wenn das passiert, kommt ein Unglück nach dem anderen. Wenn ihr also unglücklich seid, sucht die Ursachen nicht außerhalb von euch. Dann wisset, dass ihr eure heilige Beziehung zum Ursprung abgebrochen habt. Was müsst ihr dann tun? – Nehmt die Beziehung zu Gott wieder auf. Nachdem ihr die Verbindung wieder aufgenommen habt, wird euer Leben wieder richtig funktionieren.

Als Schüler habt ihr Mathematik gelernt, ihr kennt das Gesetz der Relationen und wisst, dass die Änderung eines Wertes die Änderung des ganzen Verhältnisses nach sich zieht. Wenn dieses Gesetz in der physischen Welt gültig ist und eingehalten werden muss, umso mehr muss es im psychischen Leben beachtet werden, weil diese Materie feiner ist und besser organisiert werden muss. Bei einer Gerade und einer krummen Linie müsst ihr wissen, ob es zwischen ihnen eine Beziehung gibt. Wenn das der Fall ist – was ist das dann für eine Beziehung. Geraden und Kurven werden im Leben gebraucht. Wenn ihr einen Magier trefft, werdet ihr sehen, dass er seinen magischen Stock bei sich hat, d.h. die Gerade. Wenn ihr einen Militärangehörigen trefft, werdet ihr sehen, dass er seinen Stock – den Säbel – bei sich trägt, d.h. die Kurve. Der Teufel trägt auch seinen Stock – den Pfeil. Und wenn er jemanden trifft, schießt er. Heute kämpfen alle Leute mit Geraden oder Kurven, die sie als Waffen gebrauchen. Sie kämpfen ununterbrochen, egal ob für das Richtige oder das Falsche, für das Gute oder das Böse. Alle Leute gehen mit ihren Feuerwaffen um. Es gibt keinen Menschen in der Welt, der nicht über eine Feuerwaffe verfügt. Die Sprache ist ebenfalls eine Art Waffe, die zum Guten oder Schlechten gebraucht werden kann. Wenn dich jemand beleidigen will, setzt er seine Feuerwaffe – die Sprache ein und verletzt dich. Was gewinnt man, wenn man mit seiner Feuerwaffe im Mund, mit seinem magischen Stock, den Nächsten verletzt?

Es steht in der Bibel: "Für jedes schlechte Wort wird man sich vor Gott verantworten müssen." Wann passiert das? – Am Tag des Jüngsten Gerichts, d.h. an jenem Tag, an dem das Schicksal der Menschheit besprochen wird.

Für jedes Wort trägt der Mensch die Verantwortung, weil er in einer harmonischen Welt lebt, in einer Welt der absoluten Ordnung. Wenn ihr vor Gottes Gericht gestellt werdet, werdet ihr für eure Feuerwaffe, die Sprache, mit der ihr die Harmonie in Gottes Welt zerstört, verantwortlich sein. Die Welt Gottes ist an sich harmonisch, aber der Mensch macht sie mit seinem Unverständnis und seiner Unwissenheit disharmonisch und denkt, sie sei an sich nicht harmonisch. Die Welt der Menschen ist disharmonisch, nicht die Welt Gottes. Weil diese Welten sich verflechten, scheint es, als existiere die Disharmonie in der ganzen Welt. Das stimmt nicht. Diese Disharmonie ist nur partiell und gehört der Welt des Menschen an. Damit diese Disharmonie beseitigt wird, muss der Mensch leiden, ein Schicksal haben, um seine Fehler zu begreifen. Der Schriftsteller wird wegen schlechter Bücher, mit denen er Versuchung und Unreinheit ins Leben gerufen hat, verurteilt werden. Der Maler wird wegen jener Bilder verurteil werden, die die Gedanken und die Herzen der Menschen verdorben haben. Manche Maler geben der Liebe ein menschliches Gesicht, das Gesicht von Kupidon, dem Gott der Liebe mit einem Pfeil in der Hand. Kein Maler konnte bisher die Liebe malen. Egal wie sie die Liebe darstellen, sind sie weit von der Idee der Liebe entfernt. Was ist das für eine Liebe, die einen Pfeil benutzt? So sieht die Liebe eines Menschen aus, der dich in jedem Moment mit seinem Messer erstechen wird. Wenn ihm etwas nicht gefällt, zieht er schnell das Messer.

Wenn ich über die nicht gut gemachte Arbeit der Poeten, Schriftsteller, Wissenschaftler, Philosophen, Maler und Musikanten spreche, meine ich damit die zukünftige Arbeit, die die Frucht des vernünftigen, inneren Lebens des Menschen darstellt. Jeder Gedanke, jedes Gefühl, die aus der Tiefe der menschlichen Seele kommen, prägen das menschliche Gesicht und den menschlichen Körper. Sie prägen die Züge, die der Mensch selbst erarbeitet und von denen seine gute oder schlechte Zukunft abhängt. Der Mensch kann mit Hilfe seiner Gedanken den Zustand seiner Körperteile verbessern. Zum Beispiel, wenn man sich ständig Sorgen macht und immer dieselben Gedanken und Gefühle mit sich herumträgt, wird die Sehkraft bald schwächer. Menschen, die viel geweint haben, viele Sorgen und Ängste hatten, haben schwache Augen. Das Kind einer Mutter stirbt und sie beweint es ihr ganzes Leben lang. Was erreicht sie mit dem Weinen? Kann sie sich damit helfen? – Wie viel sie auch weint, sie wird nichts erreichen. Die Tränen lösen das Problem nicht. Jemand hat seine Liebe verloren und beginnt zu weinen. Durch Weinen erhält man keine Liebe. Wenn du die Liebe wiedergewinnen willst, wende dich an jenen, in dem sie lebt. Gott ist Liebe. Also suche die Liebe in Gott und du wirst sie finden.

Als Schüler müsst ihr wissen, dass das Verhältnis der Menschen zueinander durch ihr Verhältnis zum Ursprung aller Dinge bestimmt wird. Die Menschen können kein richtiges gegenseitiges Verhältnis aufbauen, solange ihr Verhältnis zu Gott nicht richtig ist. Schon mit dem Erwachen muss man sich an das große Bewusstsein im Leben wenden, mit ihm in Verbindung treten und wenigstens einen seiner Gedanken oder eines seiner Gefühle wahrnehmen. Wenn man diesen Kontakt herstellt, geht die Arbeit leicht voran, man ist fröhlich und bereit, allen seinen Freunden und Bekannten einen Gefallen zu tun. Es gibt nichts Großartigeres für den Menschen, als dass Gott durch seine Gedanken und Gefühle zu ihm spricht, ihm Ansporn zur Arbeit gibt. Das bedeutet, dem Leben einen Sinn zu geben. Wer den Sinn des Lebens gefunden hat, dem stehen alle Türen offen. Wo er auch anklopft, wird die Tür gleich geöffnet und man heißt ihn willkommen.

Die heutigen Menschen brauchen eine neue Philosophie und eine neue Lebensauffassung. Sie brauchen ein Kredo, das sie mit Gott verbindet. Wenn sie diesen Kontakt nicht aufnehmen können, ist ihr Kredo nicht richtig. Sie gehen einen falschen Weg, den Weg des Irrtums. Damit ihr die Verbindung zum Ursprung aller Dinge wieder aufnehmen könnt, denkt gleich beim Aufstehen an jenen, der euch das Leben gab. Ihr müsst ihn suchen, so lange an ihn denken, bis ihr wenigstens einen seiner Gedanken wahrnehmt. Wie macht man das? – Lest etwas, entweder aus der Bibel, oder aus dem Leben der Heiligen, der guten und berühmten Menschen. Erst dann könnt ihr mit eurer Arbeit beginnen. Ihr solltet keine Arbeit beginnen, bevor ihr dem Gehirn und dem Herzen keine Nahrung gegeben habt. Wenn ihr eine Arbeit ohne Gott beginnt, erwartet keinen Erfolg. Das bezieht sich auf diejenigen, die bewusst an sich arbeiten wollen. Jene, die beschäftigt sind, die sich der Familie, den Kindern, ihren eigenen Interessen gewidmet haben, sind frei.

Meiner Meinung nach muss jeder Arbeit der Gedanke an Gott und das Gefühl zu ihm vorausgehen. Die heutigen Menschen haben keinen Erfolg im Leben, weil sie ihre Arbeit beginnen, ohne an das Großartige in der Welt zu denken. Sie kommen zur Welt, heiraten und sterben ohne Gott. Wenn ihr etwas schaffen oder jemanden heiraten wollt, fragt denjenigen, der euch geschaffen hat. Er weiß, was jeder Mensch benötigt und er gibt ihm das Notwendige. Ihr seid der Meinung, dass ein Mädchen einen reichen, ausgebildeten, starken jungen Mann suchen soll und was die Liebe angeht, die würde schon von selbst kommen. Ich aber rate dem Mädchen solange nicht zu heiraten, bis sie einen Mann findet, den sie liebt und der sie liebt. Woran erkennt man, wer euch liebt? – Jemand der liebt ist bereit, alles zu geben, worüber er verfügt. Also, wenn das Mädchen und der junge Mann bereit sind, alles was sie besitzen füreinander zu opfern, dann lieben sie sich. Wenn einer von ihnen versucht etwas für sich zu verbergen, kompromittieren sie die Liebe. Die Liebe duldet keinen Betrug, keine Lüge, keinen Zweifel und kein Misstrauen. Sie ist rein, heilig, unschuldig.

So wie die Verhältnisse unter Menschen sind, die sich lieben, so muss das Verhalten des Menschen zu Gott sein. Gott, der uns liebt, denkt ununterbrochen daran, wie er uns helfen und unsere Bedürfnisse befriedigen kann. Wenn der Mensch das weiß, muss er bereit sein alles für Gott zu opfern. Wenn Gott seine Opferbereitschaft sieht, spricht er ihn an. Er wird ihm ein Wort sagen, aber dieses Wort wird ihn bereichern und seinem Leben einen Sinn geben.

Wenn der Mensch dieses Opfer nicht bringen kann, ist er zum Tode verurteilt – nicht physisch, sondern geistig. Geistiger Tod bedeutet den Verlust der Liebe. Wenn man die Liebe verliert, beginnt man sie wieder zu suchen. Jemand erzählt, dass er seine erste Liebe verloren hat, aber er hat eine zweite gefunden. Die zweite Liebe ist der Anfang von Zank und Missverständnissen. Die erste Liebe ist rein, selbstlos. Sie zeigt dem Menschen die Welt der Seligkeit. Wenn man diese Liebe verliert, gerät man in Irrtum. Man denkt, man wird sie finden, aber man hat sich geirrt. Dieser Mensch ist in der Lage eines Schiffes, das auf den Wellen schaukelt. Es wird viel Zeit vergehen, bis er reif ist und die Liebe wiedergewinnt. Wenn er sie gewinnt, kann er sie nicht mehr verlieren.

Jetzt verliert nicht den Mut, sondern gewinnt einen klaren Blick für die Dinge. Solltet ihr euch vormachen, dass der Stein an eurem Finger ein Edelstein und dass eure Liebe echt, rein und heilig ist? Wenn man über die große Liebe hört, sagen viele, dass sie sich dafür nicht interessierten, dass sie keine Mönche werden wollen. Hier geht es nicht um Mönchtum. Wir interessieren uns nicht für Mönchtum, denn bei ihm gibt es keine Wissenschaft, keinen Fortschritt. Im Unterschied zu diesen Leuten gibt es andere, die sagen, dass sie bereit sind sich in Gottes Hand zu begeben. Auch das ist falsch. Das ist eine Verdrehung der Dinge. Warum sollten sie sich in Gottes Hand begeben? Sie sind keine Verbrecher. Vom Menschen wird verlangt, Gott mit seiner ganzen Seele, mit vollem Verstand, vom ganzen Herzen und mit aller Kraft zu dienen.

Folglich kann sich der Mensch jenem Engel ergeben, dessen Aufgabe es ist, die Seelen zu nehmen. Wenn man diesen Prozess durchstanden hat, ist man geweiht. Auch das Mädchen begibt sich in die Hände des Mannes. Wann? – Wenn der Mann stärker als sie ist. Auch Jesus legte seinen Geist in die Hände des Herrn, weil Gott stark ist. Und Jesus rief laut: "Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!"[1] Anders gesagt: Jesus wandte sich an Gott mit folgenden Worten: "Herr, da mich mein Karma mit der Sünde der Menschen verbunden hat, habe ich sie übernommen. Bis zu einer Stelle habe ich sie auf meinem Rücken getragen, aber dann begriff ich, dass ich sie nicht bis zum Schluss mit mir herumschleppen muss. Nun befehle ich meinen Geist in deine Hände samt der Sünden der Menschheit." Nach dieser schweren Heimsuchung ist die Auferstehung Christi gekommen. Mit der Auferstehung Christi brach eine neue Epoche in der Welt an – die Vernichtung des Karmas. Christus konnte diese Frage nicht allein lösen, sondern überantwortete sie Gott. Im Namen Gottes wollte er die Juden dazu zwingen, Gott zu glauben, aber es gelang ihm nicht. Er sagte zu Gott: "Was ich tun konnte, habe ich getan; den Rest wirst du vollenden." Die Aufgabe des Menschen besteht also darin, Samen in seinen Garten zu streuen, alles andere ist eine Sache Gottes. Ihr müsst wissen, dass Gott alles wachsen, entwickeln und reinigen lässt. Eines Tages, nachdem ihr eure Arbeit auf der Erde beendet habt, werdet ihr auch wie Jesus sagen: "Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände."

Um seinen Geist in Gottes Hände zu befehlen, muss man einen festen Glauben wie einen Diamant besitzen. Bevor man zu diesem Glauben kommt, muss man seinem Nächsten vertrauen. Heutzutage haben die Menschen kein Vertrauen zueinander. Wen man auch antrifft, in seinem Gesicht sind Züge des Widerspruchs zu sehen. Äußerlich demonstriert er seinen Glauben, innerlich lebt er in Widersprüchen, die seinen Glauben untergraben. Das ist kein reines Leben. Reinheit bedeutet, äußerlich wie innerlich gleicher Art zu leben. Warum muss man Zweifel haben? Warum muss man zögern? Das Leben an sich ist rein und erhaben. Haltet an diesem Leben fest und nicht an dem menschlichen. Das menschliche Leben verändert sich wie der Mensch selbst, das göttliche Leben ist stabil und harmonisch. Nutzt die heutigen Umstände, um in dieses Leben einzudringen und um euer eigenes Leben in Ordnung zu bringen. Wenn ihr heute euer Leben nicht regelt, regelt ihr es nie mehr. – "Aber wir werden doch beten, um dieses Leben zu erlangen." – Das Gebet bedeutet Arbeit. Wenn ihr nicht arbeitet, kann euch kein Gebet retten. Wenn der Schüler nur betet und nicht lernt, wird ihn der Lehrer nicht in die höhere Klasse versetzen. Zu allen Seelen ist das Verhalten des Lehrers gleich, deshalb verlangt er von seinen Schülern zu lernen und anzuwenden.

Als Schüler müsst ihr bewusst arbeiten, jeden Tag etwas Neues lernen. Eure heutigen Kenntnisse sind ungenügend. Eure jetzigen Errungenschaften sind nicht ausreichend. Wer von euch kann einen Stein so mit der Hand pressen, dass oben Feuer und unten Wasser hervortritt? Was bedeutet das? – Der Stein symbolisiert den starken Gedanken des Menschen, das Feuer und das Wasser aber sind die Lebensbedingungen. Also, wenn ihr eure starken Gedanken nicht so mit der Hand pressen könnt, dass daraus Feuer und Wasser, d.h. Lebensbedingungen entspringen, habt ihr nichts erreicht. In diesem Fall könnt ihr weder mit einem Glauben noch mit Kenntnissen prahlen.

Das soll keine Entmutigung sein. Wenn ein Arzt 10-15 Jahre für seine Kenntnisse braucht, bis er ein guter Arzt wird und die Leute seine Fähigkeiten anerkennen, meint ihr dann, dass ein okkultistischer Schüler weniger arbeiten muss? Damit er als okkultistischer Schüler anerkannt wird, muss er an seinem

Verstand, Herzen und Willen arbeiten und Herr der Bedingungen werden. Wenn der Schüler vor einer aufgeregten Menge steht, muss er sie mit nur einer Handbewegung zur Ruhe bringen. Wenn ein Gewitter heraufzieht, muss es sich nur nach einer Handbewegung legen. Wenn er Kopfschmerzen hat, müssen sie nach einem Heben der Hand verschwinden. Dann redet man von einem okkultistischen Schüler. Was er auch sagt, muss Wirklichkeit werden. Wenn von seinen hundert Gebeten nur eins erhört wird, zeigt das, dass Gott ihm noch nicht zuhört. Er ist kein Heiliger geworden, kann den Menschen nicht helfen. Der Heilige arbeitet für die ganze Menschheit und seine Arbeit wird gesegnet.

Die Menschen von heute brauchen Reinheit. Sie müssen ihre Gedanken, Gefühle, Wünsche reinigen, sie von allen Ablagerungen der Vergangenheit befreien. Sie müssen ihr Bewusstsein reinigen bis es glänzt. Das ist ein reines Leben. Wenn das Bewusstsein rein wird, wird sein Leben auch rein. Haltet euch nicht bei den äußeren Taten der Menschen auf, denkt nicht darüber nach, dass sie unrein sind. Die Reinheit und die Unreinheit sind innerliche Prozesse. Wenn ihr die Sachen nicht so versteht, werdet ihr in eine falsche Frömmigkeit geraten, ihr werdet euch bei der äußerlichen Frömmigkeit aufhalten. Nein, der Mensch muss äußerlich und innerlich fromm sein. Nehmt nicht nur auf das Äußerliche Rücksicht, seht, ob die Arbeit für Gott getan wird. Jede Arbeit, die für Gott getan wird, ist rein und heilig. Es spielt dabei keine Rolle, ob jemand Dichter, Wissenschaftler oder Prediger ist. Wenn der Dichter das Großartige in der Welt nicht besingt und nicht dafür lebt, ist er kein Dichter. Derjenige ist Dichter, Wissenschaftler oder Prediger, der das Große besingt, es predigt und dafür lebt. In diesem Sinne kann jeder Mensch Dichter sein. Wenn man mit seiner Sprache, wie mit Feder nicht nach allen Regeln der Dichtung schreiben kann, ist man kein Dichter. Wenn man mit seinem Verstand, wie mit Feder nicht nach allen Regeln der Dichtung schreiben kann, ist man kein Dichter. Der richtige Dichter schreibt mit seiner Sprache, seinem Herzen und seinem Verstand. Er schenkt mit vollen Händen, gibt großzügig aus der Fülle seines Herzens und Verstands aus. Der Dichter beschreibt die Erlebnisse des Herzens, des Verstands und der Seele, deshalb gefällt den Menschen seine Dichtung.

Ich wünsche euch, dass ihr Christus begegnet und er eure Augen öffnet. Nachdem ihr sehend geworden seid, wird er euch fragen: "Weiß du, wer ich bin?" Wenn du ihn erkennst, bist du bereits bereit zu arbeiten und das Gelernte in die Praxis umzusetzen. Folglich gibt es beim Erwachen des Bewusstseins zwei wichtige Momente: die Augen öffnen – sehend werden, wahrnehmen und die großen Gesetze des Lebens anwenden. Manche haben die erste Phase erreicht – die Augen des Bewusstseins geöffnet, andere haben das Gesetz des Dienens erworben. Das Dienen ist ein Akt der Liebe. Wer mit dem Gesetz der Liebe arbeitet, der ist stark. Über diese Leute steht in der Bibel, dass die Gerechten die Welt regieren werden.

Die Gläubigen sagen, dass Gott die Welt verbessern wird. Gott hat die Welt geschaffen und wenn es eine Disharmonie gibt, ist das eine Folge des entstellten Lebens der Menschen. Der Mensch hat die Welt verdorben, er wird die Welt in Ordnung bringen. Gott arbeitet immer noch, er schafft neue Welten, aber die brauchen vernünftige Menschen, die das Neue, das geschaffen wird, nicht verderben. Wenn ich sage, dass der Mensch die Welt verdorben hat, meine ich damit die Welt der Menschen. Keiner ist in der Lage, das vom Gott Geschaffene zu verderben. Das ist unmöglich. Aber mit seinen Gedanken kann man die Welt des Nächsten zerstören. Man wird ihm sagen, dass er ein Unwissender ist, dass er nichts versteht, dass er einen falschen Weg geht. Jeder kann von seinem Nächsten negativ beeinflusst werden und sich zum Schlechten verändern. Wenn euch jemand sagt, dass ihr Atheisten seid, macht euch nichts daraus sondern fragt ihn, was er mit seinem Glauben erreicht hat. Wenn dir dein Unglaube Nahrung, Kleidung, Unterkunft gibt, gehst du den richtigen Weg. Wenn du glaubst und trotzdem hungrig, barfuss und zerlumpt bist, ist dein Glaube nicht echt. Der echte Glaube ernährt den Menschen, macht ihn stark, gesund und reich. Der richtige Gott rettet den Menschen vor Irrtümern und führt ihn auf den richtigen Weg. Der richtige Gott rettet den Menschen vor den Sünden und Verbrechen und gibt ihm Bedingungen, die es ihm ermöglichen, sich weiter zu entwickeln. Jeder andere, der den Menschen hemmt, der sein Niveau senkt, ist kein Gott. Der richtige Gott schafft im Menschen Bedingungen für geistige, mentale und herzliche Gesundheit. Er reinigt den Menschen von allen Giften, die seinen geistigen Zustand verderben und ihn unzufrieden machen.

Ich wünsche euch, dass ihr beim Aufstehen am frühen Morgen die Stimme Gottes hört, so wie Adam sie im Paradies hörte. Gott sprach zu Adam: "Adam, Adam, wo bist du?" – "Hier, mein Herr, aber ich kann mich nicht zeigen." Warum konnte sich Adam nicht vor Gottes Antlitz zeigen? – Weil er nackt war. Ich sage euch: Wenn ihr die leise Stimme Gottes hört, antwortet gleich. Sagt: "Ich bin hier, Gott!" Seid mutig und erscheint vor seinem Antlitz. Es gibt nichts Größeres für die menschliche Seele als der Moment, wenn man die leise und sanfte Stimme Gottes hört. Wenn man diese Stimme hört, erstrahlt die Seele und man ist zur Arbeit, Gott zu dienen, bereit. Ohne diese Stimme gerät man leicht in die Dunkelheit. Ihr müsst nach einem reinen Leben streben, damit ihr euch mit Gott verbindet und seine Stimme hört. Ihr müsst euch in einen guten Boden verwandeln, um seine Worte wahrzunehmen. Wenn ihr ein Stein seid, werden seine Worte an euch vorbei gleiten und nicht auf euch einwirken. Den guten Boden bewässert man leicht, an dem Stein läuft das Wasser herunter. Ein Stein zu sein und kein Wasser aufnehmen bedeutet ein Leben voller Widersprüche zu führen. Um sich von den Widersprüchen zu befreien, muss man ein guter Schwimmer sein. Im stürmischen Meer des Lebens muss man seinen Kopf über Wasser halten um nicht zu ertrinken.

Die heutigen Menschen haben Angst vor dem Leben und fragen sich, was mit ihnen passieren wird. Wenn ein Schüler diese Frage stellt, hat er Angst. Was wird mit diesem Schüler geschehen, wenn sein Lehrer stirbt? Diese Angst ist unangebracht. Der bewusste Lehrer ähnelt dem erfahrenen Kapitän eines Dampfers. Er wird den Dampfer nie mitten im Meer stoppen. Wenn er sich auf die Reise machte, bringt er die Passagieren wohlbehalten zum geplanten Hafen. Wenn der Lehrer von dannen geht, werden die Schüler in derselben Lage bleiben wie bei seiner Anwesenheit. Der gute und bewusste Lehrer bringt Licht in den Verstand seiner Schüler, so dass sie auch ohne seine Teilname weiterlernen. Wenn wir das von einem einfachen Lehrer behaupten können, umso mehr können wir es von dem großartigen Meister behaupten, der das äußerliche Verhältnis Gottes zu den Menschen symbolisiert. Der Meister übergibt einen Teil seines Lichtes den Umgebenden, so wie die Kerze einen Teil ihres Lichts jedem schenkt, der es benutzen möchte. Der Meister ist eine Erscheinung von Gottes Licht. Je mehr man von diesem Licht aufnimmt, desto mehr ist man mit dem Meister verbunden – nicht nach Form, sondern nach Inhalt und Sinn. Das Wort kommt vom Meister, doch es sind Gottes Worte. Jesus sagte: "Glaubt Gott und glaubt mir !" Also, wenn ihr Gott oder Christus glaubt, genügt das. Wenn ihr Ivan, Dragan, den Heiligen, den guten Menschen glaubt, ist euer Glaube begrenzt. Glaubt Einem, um ihn in allen zu sehen. Dieser Eine, dem ihr glauben müsst, ist Gott. Wenn ihr Gott glaubt, werdet ihr allen Menschen glauben, und zwar in dem Maße, inwieweit sich Gott in ihnen offenbart.

Wenn über jemanden gesprochen wird, fragen sich die Leute, wer das ist, woher er kommt und wer ihn geschickt hat. Jemand fragt mich, wer ich bin. Ich antworte: Wenn du krank bist, sage ich dir, wer ich bin. Wenn du Schüler bist, sage ich dir, wer ich bin. Also, wenn ich ein Arzt bin und dich heilen kann, sind meine Kenntnisse bewiesen. Wenn du Schüler bist und ich dich unterrichten kann, übe ich den richtigen Beruf aus. Für wen wurde die Sonne geschaffen? Die Sonne wurde für jenen geschaffen, der aus ihrem Licht und ihrer Wärme Nutzen ziehen kann. Diese Sonne hat Gott geschaffen. Könnt ihr ihre Wärme und ihr Licht nicht nutzen, ist die Sonne nicht für euch geschaffen.

Merkt euch: In der Welt gibt es nur einen Meister. Wenn ihr seinen Segen haben wollt, haltet seinen Namen heilig im Kopf, im Herzen, in der Seele. Das muss das Ideal der menschlichen Seele sein. In der Welt gibt es nur einen Gott, an dem ihr nie zweifeln dürft. Zweifelt nicht an seine Liebe zu euch. Die Leute zweifeln an der Liebe, weil sie von ihr mehr verlangen, als sie ihnen augenblicklich geben kann. Die göttliche Liebe ist das einzige Maß, mit dem wir die Dinge messen und zwischen dem Guten und Schlechten unterscheiden können. Wenn ihr diese Liebe im Leben anwendet, geht alles, was ihr wünscht, in Erfüllung. Indem ihr das wisst, seid vorsichtig, was ihr euch wünscht, weil jeder Wunsch, ob gut oder schlecht, Wirklichkeit wird.

Jetzt, wo ihr über das Wesentliche im Leben Bescheid wisst, versucht eure Verbindung zu Gott aufrecht zu erhalten. Wenn ihr sie unterbrochen habt, müsst ihr sie wiederaufnehmen. Das ist der Weg, der zum Neuen in der Welt führt. Das Alte geht und das Neue kommt an seine Stelle. Die Türken sagen: "Nach dem Wolkenbruch bleibt der Schlamm." Anfangs ist der Schlamm feucht, aber allmählich trocknet er aus. Für euch ist wichtig zu wissen, was ihr aus dem ausgetrockneten Schlamm machen könnt. Wenn kommentiert wird, dass das alte Leben verschwindet, haben viele Leute Angst, dass ihnen etwas Schreckliches passiert. Sie brauchen keine Angst zu haben. Das alte Wissen wird dem Neuen weichen. Das alte Leben wird vom neuen abgelöst. Was ist daran schrecklich?

Christus sagte: "Wer mein Schüler sein will, der soll sein Kreuz nehmen und mir folgen. Wer mein Schüler sein will, der soll sich von seiner Mutter, seinem Vater, sogar von sich selbst lossagen." Loszusagen bedeutet, seine Seele von allen Widersprüchen und Hindernissen zu befreien, die man auf dem Wege antreffen kann. Also bedeutet das Lossagen die innere Freiheit der Seele. Mancher sagt, dass er sich von sich selbst losgesagt hat, doch gleichzeitig stirbt er. Wer sich vom alten Leben losgesagt hat, stirbt nicht, sondern geht. Wenn die Zeit für seine Reise gekommen ist, lädt er seine Freunde zum Gastmahl ein, unterhält sich mit ihnen, nimmt die Briefe für ihre Angehörigen im Jenseits entgegen und nachdem er sich von allen verabschiedet hat, geht er ins Gebirge – weit weg von der Welt, in der er gelebt hat.

So, von allen wird eine bewusste Verbindung zu Gott verlangt, damit man ins neue Leben eintreten kann, damit man die leise Stimme Gottes hört, die einem sagt: "Adam, komm heraus! Lass das alte Leben hinter dir und beginne mit dem neuen, wo Liebe, Licht und Wissen, Freiheit und Weite herrschen."

[1](Das neue Testament Lukas 46 – Dt. Bibelgesellschaft Stuttgart 84)

Aus dem Bulgarischen übersetzt von Rossitza Milkovska

Lektorat: Angelika Todorov

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