Ein Vortrag von dem Meister, gehalten am 13. Juli 1925 an den Mussalenski Seen
Jeder Halm, der aus dem Boden sprießt, wird die Sonnenstrahlen sehen.
Ihr fragt euch vielleicht, warum wir in diesem Regen sitzen. – Das ist eine Sachlehre. Der Regen ist ein Segen, wenn das Saatgut schon in den Boden gebracht ist. Wenn das Saatgut noch nicht in den Boden gebracht ist, ist der Regen ein Unglück. Wenn die Körner gesät sind und es regnet, wird das Getreide sprießen. Wenn der Acker nicht bestellt ist und es regnet, werden darauf nur Disteln wachsen. Folglich, wenn der Segen Gottes in euer Leben kommt, ihr aber noch nichts gesät habt, werden Disteln und Gestrüpp sprießen und ein Unglück folgt dem anderen, so wie der Schatten dem Fahrrad hinterherläuft. Betrügt euch nicht selbst. Das Leben erkennt man nicht an äußeren Anzeichen. Das Äußerliche trägt das Gute nicht in sich. Es gehört zum Inneren.
Der Mensch muss ein gutes Herz haben. Wenn man sich des Lebens, das Gott uns gegeben hat, nicht erfreut, wenn man seine Seele nicht schätzt und das Wesen der Reinheit nicht versteht, wie könnte man dann anderen etwas beibringen? Wenn ihr selbst die Reinheit nicht erreicht habt, wie würdet ihr in der Lage sein, sie anderen zu geben? Seltsam sind die Menschen, wenn sie viel wissen wollen, wenn sie klug und genial werden möchten, um die Welt in Erstaunen zu versetzen. Gott hat allen Menschen Verstand gegeben. Warum sind manche Leute vernünftig, andere nicht? Weil manche ihren Verstand kultiviert haben und andere nicht. Derjenige, dem Gott Verstand gegeben hat und der ihn nicht gebraucht, geht auf dem breiten und rutschigen Weg. Zu so einem Menschen sagen wir, dass er nicht klug ist.
Wir sind auf die Erde gekommen, um zu lernen. Die Erde ist heilig, das muss begriffen werden! Die Menschheit hat sie mit ihrem lasterhaften Leben befleckt. Wenn die Leute nicht verstehen, was die Erde darstellt, sagen sie: „Die Erde ist schmutzig, sündig." Also lasten sie ihr die Sünde an. Diese sündige Erde aber, auf der alle Verbrechen, alle Sünden begangen werden, bringt ständig etwas Wertvolles aus ihrem Schoß hervor: Getreide, Äpfel, Birnen, Kartoffeln u.a. Allen Segen, die die Erde aus der höheren Welt bekommt, gibt sie an uns weiter. Und dabei sagen viele Leute „diese sündige Erde" und spucken auf sie. Warum? Wer ist daran schuld? Die Erde? Nein, der Mensch darf nicht spucken. Was symbolisiert der Speichel? – Er bedeutet alles Schlimme, was ihr in eurem Verstand und Herzen habt. Er ist ein giftiger Saft, der herausgeworfen wird. Der menschliche Speichel ist giftig, besonders in einem gereizten, zornigen Zustand.
Warum habt ihr den Gipfel Mussala bestiegen? Warum haben euch Donner, Regen und Schnee empfangen? Das ist die Sprache des Himmels. Der Herr sagt: „Sage diesen Menschen, wenn sie nach meinem Willen handeln, gebe ich ihnen meinen ganzen Segen. Wenn sie mitgehen und auf den Berg steigen, müssen sie rein sein. Mit ihren schwächlichen Wünschen, mit ihren schwächlichen Gedanken, mit ihrem Egoismus, auch wenn wenig davon übrig geblieben ist, können sie mir nicht dienen." Ihr seid heutzutage besser als die anderen Leute, aber im Vergleich zu den Engeln, die den Willen Gottes erfüllen, seid ihr schwach, könnt ihr ihm nicht dienen. Ihr seid in der Lage sowohl Dämonen als auch geflügelte Engel zu werden. Das sind die Möglichkeiten. Die Engel sind ausgezeichnete Diener. Sie verbreiten den Gottessegen in der ganzen Welt. Es ist schön, eure kleinen Talente zu entfalten, die Gott euren Seelen verliehen hat! Es ist schön, das zu machen, was Gott von uns verlangt. Ihr werdet sagen: „Wie hat Gott zu dir gesprochen?" Es ist unwichtig, wie der Herr zu mir gesprochen hat, sondern ihr müsst wissen, dass dies die Worte Gottes an euch sind – in direktem und übertragenem Sinn, und auch der Idee nach.
Ich sehe, unter euch entsteht ein edler Wettbewerb der Eifrigkeit. Die Eifrigkeit ist etwas Schönes, wenn sie etwas Gutem dient. Wenn diese Eifrigkeit vom bestellten Acker kommt, ist sie ein Segen. Wenn sie aber vom nicht bestellten Acker kommt, bringt sie schwere Leiden mit sich. Viele von euch haben ihre Tugenden nicht geübt, d.h. viele von euren Körnern sind auf eurem Acker nicht gewachsen. Ich spreche jetzt nur über die Tugenden. Meiner Meinung nach sind eure schlechten Eigenschaften auf nicht voll entwickelte Tugenden zurückzuführen. Im Leben sind wir so miteinander verbunden, dass die Sünden einer Person zu Sünden aller werden und die Tugenden einer Person zu Tugenden aller werden.
Was versteht man unter einer Sünde? – Die Sünden sind eine Folge des Zurückhaltens von Gottes Gnade. Der Mensch dient immer als Vermittler für Gottes Gnade. Daraus folgt, dass wenn der Prediger seine Pflicht nicht erfüllt, wenn er auf Gottes Verlangen nicht rechtzeitig zur Stelle ist, werden alle leiden, weil sie mit seinem Leben verbunden sind. Wenn er nicht nach Gottes Willen handeln will, wird sich ein anderer finden, der ihn erfüllt. Gott hat immer andere Möglichkeiten. In diesem Fall – bist du dazu berufen Gottes Wohl zu verbreiten, öffne dein Herz und deine Seele, damit die Gnade Gottes durch dich zu allen Menschen kommt. Gott will, dass seine Gnade alle Seelen erreicht. Denke nicht, dass du ein kleines, unentwickeltes Lebewesen bist, dass du nichts giltst, dass du zu großen Taten unfähig bist. Das bedeutet, dass du die Dinge nicht verstehst. Natürlich kannst du keine großen Taten vollbringen, doch du kannst kleine vollbringen. Vollbringe sie, das ist ausreichend. Du musst sagen: „Jetzt mache ich mein Herz, meinen Verstand auf, damit Gottes Wohl kommt." Das ist der Wille Gottes: Sein Wohl soll zu uns kommen wie die Sonnenstrahlen. Was meint ihr, werdet ihr die Sonnenstrahlen wahrnehmen, wenn jemand eure Fensterläden von außen zunagelt? Wenn die Fensterläden von außen zugenagelt sind, werde ich sie öffnen. Schlimm wäre es, wenn sie von innen zugenagelt sind.
Manche sagen, die Menschen seien schlecht. Wo steckt hier die Philosophie? Das deute ich so: Die Menschen haben ihre Seelen seit Jahrtausenden zugemacht. Darin hat sich überflüssige Energie gesammelt. Weil sie diese nicht vernünftig verwenden können, richten sie Schäden an sowohl bei sich selbst als auch in der Umgebung. Was kann man tun? – Wir werden diese Energie in die Arbeit einspannen und sie so nutzen, wie wir die Latschenkiefern nutzen, die wir jetzt brennen. Die Kiefern werden sagen: „Diese Menschen haben den Gipfel Mussala bestiegen. Wir haben ihnen geholfen, wir haben so viele Opfer gebracht, ihretwegen sterben wir. Mal sehen, was sie jetzt machen werden." Die Latschenkiefern werden Zeugen eures Lebens sein. Zur jetzigen Zeit sind sie schlafende Wesen, aber eines Tages, wenn ihr zu dem Herrn geht, werdet ihr sie antreffen und sie werden zu sprechen beginnen. Merkt euch – sie sind lebendige Wesen. Ihr denkt, dass man die Verbrechen verheimlichen kann. Nein, in der Natur gibt es nichts Verborgenes. Sogar die Steine werden sagen, was Gutes und was Schlechtes ihr getan habt. Ihr denkt, dass die Natur tot ist. Sie ist lebendig. Alles, was ihr ringsum seht, sind schlafende Wesen. Wenn sie zu sprechen beginnen, werden sie sagen: „Früher waren wir eigensinnig wie ihr, jetzt aber lernen wir die erste Lektion des Schweigens und der Demut."
Seit Millionen Jahren hat der göttliche Hammer auf diesen Steinen gespielt, aber sie haben ihre Lektion immer noch nicht gelernt.
Ihr werdet sagen: „Wir sind keine schlafenden Wesen, wir sind lebendig geworden." Ihr, die ihr lebendig geworden seid, warum hat man euch zum Gipfel Mussala geführt? – Damit ihr den Herr erkennt. Er spricht zu euch von oben, doch ihr versteht seine Sprache nicht. Die Sprache Gottes ist nicht schwierig, aber ihr versteht sie nicht. Er sagt zu euch: „Ihr müsst euch lieben!" – „Wie sollen wir das machen, lieber Gott?" Ich werde euch fragen, wie ihr euch lieben müsst. – „Wir sollten uns alle Fehler und Beleidigungen verzeihen." – Das ist teilweise richtig. Könnt ihr jenem Menschen verzeihen, der nicht bereut?
Jetzt möchte ich eure Worte deuten. Was geschieht mit einem toten Esel, wenn die Sonne den ganzen Tag auf ihn scheint? – Er wird verwesen und beginnt zu stinken. Was passiert mit einem Toten, wenn wir ihn längere Zeit nicht begraben? Auch wenn wir für ihn beten, wird er schlecht riechen. Wir müssen den Toten entweder begraben oder ihn weit weg fahren, damit all diese Masse zerfällt und sich im Raum verteilt. Nach gewisser Zeit wird Gott dieses Material sammeln und einen neuen Menschen daraus machen.Auch der lebendige Mensch riecht manchmal schlecht. Das zeigt, dass er in gewissem Sinne tot ist. Was müssen wir mit ihm machen? Wie müssen wir ihm unsere Liebe zeigen? – Wenn der Esel lebendig ist, geben wir ihm ein bisschen Getreidefutter und Wasser. Wenn er krank ist, heilen wir ihn.
Sobald er wieder gesund ist, beginnt er zu brüllen, was ein Zeichen für seine Gesundheit und Arbeitsfähigkeit ist., dass er gesund ist und arbeiten kann.
Du fragst ihn: „Was ist los, warum brüllst du?" – „Jetzt kannst du die Last auf meinen Rücken legen." Und was musst du mit dem Menschen tun? – Ihm gibst du auch, was er braucht.
Heute haben wir den Gipfel Mussala bestiegen. Das ist schön, aber das ist nur eine äußerliche Heldentat. Einige sind zurückgekehrt. Das zeigt, dass nicht alle dazu bereit sind. Wenn wir nicht wissen, wie wir den Gipfel besteigen können, würden uns jene, die zurückgekehrt sind, daran hindern. Wann kann uns jemand behindern? – Wenn jener, der den Mussala besteigt, viele Tugenden, aber gleichzeitig auch eine Schwäche besitzt, so wird ihn diese sowohl bei seinem Streben zu guten Taten als auch bei seinem Streben zu Gott behindern. Also muss diese Schwäche in eine Tugend verwandelt werden, um weder ihn noch die anderen zu behindern.
Ich sagte schon, dass der Mensch Schwächen haben kann. Das stimmt, aber wann? – Solange er dem Gesetz der Entwicklung unterstellt ist.
Wenn er jedoch Gott zu dienen beginnt, muss er vollkommen sein und darf keine Schwächen haben. Unter „Gott dienen" verstehe ich jenen heiligen Moment der Seele, wenn man mit aller Reinheit und Vollkommenheit, mit Reinheit und Heiligkeit in den Gedanken, Wünschen und Taten vor Gott tritt. Nur bei Vollkommenheit des Geistes und Reinheit der Seele verstehen wir, was Gott von uns in einem bestimmten Moment verlangt.
Ich frage euch, wie ihr die Neue Lehre der Welt geben werdet? – Eure Seelen müssen offen sein. Wenn ihr in die Welt mit euren Schwächen tretet, wenn ihr dieselben Wünsche habt wie die Leute der Welt, was für einen Segen werdet ihr ihnen dann bringen? Wenn ich Gottes Wort predige und eine Bezahlung erwarte, damit ich neue, moderne Kleider anziehe, was denkt ihr, wird Gott mit mir zufrieden sein? Meint ihr, dass ich auf diese Weise Gottes Reich richtig predigen werde? Sagt mir, welche Hausfrau, die zu Hause oder auf dem Feld arbeitet, ihr Hochzeitskleid trägt? Die vernünftige Hausfrau geht in ihren alten Kleidern zur Arbeit. So ist es richtig. Ihre neuen Kleider sind für spezielle Anlässe. Welche? – Wenn wir Gott besuchen. Zu Gott gehen wir mit den schönsten, saubersten Kleidern, ohne jede Spur von Flecken.
Merkt euch: Nachdem der Acker bestellt ist, ist der Regen ein Segen. Warum regnet es heute? – Weil der Mensch große Schwächen hat, weil er ein großer Egoist ist. Ist der Mensch schlecht? – Nein, er ist gut, aber nur für sich selbst. Also dann, lasst uns gut sein. Zu wem? – Wenn es darum geht, zu euch selbst gut zu sein – ihr seid es. Wichtig ist, dass ihr zu und für Gott gut seid. Das Gute zeigt man in drei Richtungen: Der
Mensch kann gut zu sich selbst sein, er kann gut zu seinem Nächsten sein, das Beste aber wäre, wenn er gut zu Gott ist. Der Mensch beherrscht bereits die Kunst, gut zu sich selbst und zu seinem Nächsten zu sein. Jetzt aber muss er die Kunst erlernen, wie man gut zu Gott sein muss. Das ist das Wichtigste, was von uns verlangt wird. Seht die Mutter, die ihr Kind großzieht. Ist sie nicht gut zu dem Kind? -Doch. Ist die kleine Biene, die eine kilometerlange Strecke zurücklegt um Blütenstaub zu sammeln und Honig für ihre Nächsten zu produzieren, nicht gut zu ihnen? – Sie ist gut. Doch die Biene hat noch nicht das große Gesetz gelernt und verstanden, gut zu Gott zu sein. Nimmt man ein wenig Honig, sticht sie dich gleich – sie gibt nichts her für Gott. Für sich selbst hat sie alles ausgezeichnet geordnet, sie hat auch ihr Häuschen eingerichtet und aufgeräumt, sie ist arbeitsam, aber sie kennt das Gesetz nicht, wie sie gut zu Gott sein muss. Wir ähneln den Bienen. Für uns, für unsere Nächsten sind wir gut, wenn aber Gott das Kleinste von uns verlangt, zeigen wir ihm unseren Stachel.
Also, von jetzt an müsst ihr das Gesetz, gut zu Gott zu sein, erlernen. Das ist das Großartigste überhaupt. Nachdem ihr dieses Gesetz erlernt und es in die Praxis umgesetzt habt, bekommt euer Leben einen neuen Sinn, die lebendige Natur wird zu euch sprechen und aus all dem werdet ihr eine Lehre ziehen. Was passiert, wenn diese Steine zu sprechen beginnen? – Die Haare werden euch zu Berge stehen und diese schöne Gegend wird euch zu eng werden. Wisst ihr, was für schreckliche Dinge ihr sehen und hören würdet? Das wird die Hölle für euch sein! Wenn diese Berge euch ihre Geschichte erzählen, wird euch ganz Sofia zu eng werden. Hier könnt ihr zwei Riesen sehen, Menschen aus der Vergangenheit, wie sie sich umbringen. Was würdet ihr daraus lernen? – Ihr würdet nur in Entsetzen verfallen, weiter nichts. Jahrtausende sind nötig, bis diese Helden aus der Vergangenheit ein höheres Entwicklungsniveau erreichen. Alles um euch herum sind Knochen toter Helden und Götter, die in der Vergangenheit lebten. Und jetzt muss die Sonne Tausende und Millionen von Jahren scheinen, muss es viel regnen, damit die Sünden der Menschen verschwinden und sie das Gesetz des Dienens erlernen. Die Menschen haben sich und ihren Nächsten gedient, aber sie haben nicht für Gott gearbeitet.
Ihr sagt: „Wir kommen doch von Gott?" – Es gibt ein Kommen von unten und ein Kommen von oben. – „Was müssen wir dann tun? So wird es doch von der Wissenschaft behauptet?" – Ja, es existiert eine menschliche Wissenschaft, aber diese, über die ich spreche, ist nicht solche. Es gibt eine Wissenschaft sowohl der Heiligen als auch der Engel, aber es gibt auch eine Wissenschaft Gottes. Du sagst: „Ich weiß viel." Ich freue mich, dass du viel weißt, aber deine Kenntnisse sind menschlich. Hast du die Wissenschaft der Heiligen erlernt? Hast du die Wissenschaft der Engel erlernt? Die Wissenschaft der Engel ist für die ferne Zukunft bestimmt. Und die Wissenschaft Gottes, hast du sie erlernt? Ich beginne nicht mit der Wissenschaft der Engel, auch nicht mit der Lehre der Heiligen, sondern ich beginne von oben – mit der Wissenschaft Gottes. Das ist eine der vernünftigsten Methoden, wodurch sich meine Wissenschaft auszeichnet. Ich beginne mit der schwierigsten Wissenschaft. Die Leute beginnen mit den kleinsten Zahlen: Der Lehrer fragt: „Ivan, sag, wie viel ist eins plus eins?" – „Eins plus eins ist zwei. " „Zwei plus zwei? " – „Vier." – „ Drei plus drei?" – „ Sechs." – „ Drei mal drei? " – „Neun"... Das ist der leichte Weg – der Weg der leichten Wissenschaft. Seit Tausenden von Jahren sind wir den leichten Weg gegangen und deshalb haben wir keinen Erfolg. Wer den leichten Weg geht, der erreicht schwer Ergebnisse.
Um mit den kleinen Größen zu beginnen, braucht man den Verstand Gottes. Nur Gott kann mit den kleinen Größen arbeiten. Wir Menschen müssen mit den großen Größen arbeiten. Ich erkläre meinen Gedanken an folgendem Beispiel: nehmt ein Kind, das weint; wenn ihr ihm einen kleinen Apfel gebt, hört es dann auf zu weinen? – Nein. Wenn ihr ihm aber zehn Kilo Äpfel gebt, so böse es auch ist – es wird mit dem Weinen aufhören. Das ist die Wissenschaft des göttlichen Lebens, die Wissenschaft der göttlichen Fülle. Die Zahlen in dieser Wissenschaft sprechen für sich. Es genügt die Zahl 1 beim Namen zu nennen, sie wird vortreten und euch einen ausgezeichneten Vortrag halten. Wenn ich die Zahl 2 beim Namen rufe, tritt sie vor und hält euch einen anderen Vortrag. So sprechen alle Zahlen. Mit ihrer Hilfe werdet ihr den Sinn der göttlichen Wissenschaft, die den ganzen Kosmos in Harmonie hält, verstehen. Die Erhabenheit Gottes besteht darin, dass er sich mit uns – kleine Größen, Babys – beschäftigt und auf uns mit seiner Fülle wirkt. Und über uns, noch bevor wir von Sofia aufgebrochen sind, hat der Herr seinen Dienern gesagt: „Bereitet diesen kleinen Kindern den Weg, macht alles ringsum und oben auf dem Mussala sauber, empfangt sie wie erwartete Gäste." Deshalb gab es hier Regen, Schnee, Hagel. In der göttlichen Wissenschaft, die mit kleinen Größen arbeitet, gibt es kein Essen und Trinken. In der menschlichen Wissenschaft ist es umgekehrt: Überall gibt es Essen und Trinken. Die Menschen sind gut, wenn sie essen und trinken.
Ihr sagt, dass wir uns verzeihen müssen. Es ist gut, wenn der Mensch verzeiht. Das ist der erste Schritt. Es ist großartig zu verzeihen. Gott zeichnet sich durch diese Eigenschaft aus, dass er sehr geduldig ist und verzeiht. Für euch ist außerdem wichtig, so zu lieben wie Gott liebt, und nicht so wie Menschen lieben. Wenn du so wie die Menschen liebst, entstellt das dich. Wenn ihr in die göttliche Welt mit der menschlichen Liebe kommt, erreicht ihr nichts. Also, wenn du in die göttliche Welt kommst, wirst du so lieben wie Gott liebt, wirst du verzeihen und nur für den Herr arbeiten. Wenn der Gedanke an Gott ständig in eurem Verstand ist, seid ihr gesegnet. Welche Arbeit ihr auch verrichtet, denkt immer an Gott. Wenn dir der Gedanke kommt, dass du sündig bist, sage dir: „Ich weiß, dass ich sündig bin, aber ich weiß auch, dass es Einen in der Welt gibt, der mich liebt. Da Gott mich liebt, erfülle ich seinen Willen, werde ich ihm aufrichtig dienen." Wenn man mich fragt, warum ich Gott liebe und warum ich ihm diene, antworte ich: „Weil er mich auch liebt." Man beantwortet Liebe mit Liebe. Die Liebe aber zeigt man durch Dienen und Arbeit. Wenn du Gott nicht liebst, so dienst du ihm nicht.
Die Liebe arbeitet. Also, wer arbeitet, der befindet sich in der Liebe. Wer nicht arbeitet, das ist jener, den wir lieben. Gott arbeitet von oben und wir von unten.
Und nun, der hohe Gipfel, den ihr von hier aus seht, heißt Mussala. Arbeitet bewusst, um das Gute, das in euch steckt, zu verstehen. Wenn ihr die große göttliche Wissenschaft lernt, kommt ihr in eurer Entwicklung voran, lernt ihr viele Dinge, die ihr braucht, und vollendet euren Lebenslauf so, wie er für jeden von euch vom Anfang seines Daseins bestimmt wurde. Was erreicht ihr, wenn ihr mit der Wissenschaft der Engel und Heiligen beginnt? (Der Lehrer pflückt einen Grashalm.) Ihr werdet emporwachsen wie dieser Halm. Jede Pflanze hat zwei Bedeutungen. Wenn ich eine Blume pflücke und sie mir anstecke, bedeutet das, dass ich gemäß der Wissenschaft der Engel und Heiligen lebe. Wenn du diese Wissenschaft erlernst, kommst du zum Gesetz des Wachstums, der Uneigennützigkeit und Selbstaufopferung.
Der Halm, den ich gepflückt habe, freut sich jetzt, weil er ein Teil eurer Sachlehre geworden ist. Eines Tages wird euch dieser Halm bei Gott treffen und sagen: „Ich zeuge für diese Leute." Wofür wird er ein Zeuge sein? – Dass euch über Gott und die große göttliche Wissenschaft erzählt wurde. Dieser Halm spricht. Darum werdet ihr die Tore eurer Herzen öffnen und euch seelisch reinigen, büßen und alle gemachten Fehler berichtigen. Ihr werdet das Buch eures Lebens öffnen und eine ausführliche Untersuchung eurer guten und schlechten Taten durchführen. Wie viele Fehler ihr auch findet, ihr werdet sie berichtigen. Wenn ihr trotz eurer Anstrengungen, trotz eurer Aufmerksamkeit, einige eurer Fehler nicht erkennt und berichtigen könnt, berichtigen wir sie. Manchmal korrigiert der Meister die Fehler. Es ist unwichtig, wer sie korrigiert. Wenn der Schüler das allein macht, handelt er richtig. Wenn der Lehrer die Fehler korrigiert, ist das auch gut. Wenn der Schüler den Fehler übersieht und ihn nicht korrigieren kann, wird das der Meister tun. Irgendwer muss die Fehler beseitigen. – „Ich habe viele Schwäche"mache viele Fehler." – Macht nichts. Nimm an, dass Gott diese Fehler akzeptiert. Zum Beispiel seid ihr schnell beleidigt. Warum seid ihr beleidigt? Wenn ihr in Sofia ankommt, was bringt ihr mit? – Lasst uns unsere Fehler berichtigen. Wir werden unsere Brüder lieben, so wie Gott uns liebt. Wir werden auf dem göttlichen Acker arbeiten und eine Rinne anlegen, durch die wir Gottes Segen nach Sofia fließen lassen. Alles, woran ihr denkt, ist schon projektiert. Alles, was ihr sagt, geschieht, denn so ist es in der göttlichen Wissenschaft. Das Rinnsal wird Sofia erreichen, doch der Acker muss inzwischen bestellt sein. Wer wird unsere Fensterläden öffnen? – Ich habe sie heute Morgen geöffnet. Ich habe nicht nur eure Fensterläden geöffnet, sondern auch die Dächer eurer Häuser aufgedeckt. Außerdem habe ich eure dicken Mauern niedergerissen. Wenn ihr euch umseht, werdet ihr entdecken, dass ihr weder Fensterläden noch Mauern und Dächer habt. Das ist das Licht. Das ist die Freiheit. Ich will, dass ihr eure Freiheit behaltet, kein Joch auf euch nehmt und sagt :„Mein Gott, wie lange dauert dieses Leben, diese Bürde, diese Unzulänglichkeiten, dieses Unglück? Hat mich meine Mutter deswegen geboren? "
Nun, denkt an Mussala. Ihr müsst wissen, dass es hier und auf der ganzen Balkanhalbinsel Seelen gibt, die seit Jahrhunderten eingeschlossen sind und auf ihre Befreiung warten. Sie treiben ihren Unfug mit euch. Wer will nicht die Freiheit? Zwei schlagen sich, streiten. Warum? – Sie schlagen sich wegen der Freiheit. Nachdem sie sich verprügelt haben, sagen sie zueinander: „Hast du mich jetzt erkannt? " Manchmal kommen die Geister, die den Streit verursachen, zu euch, weil sie Hilfe brauchen. Wenn ihr ihnen nicht zu helfen wisst, beginnt ihr euch untereinander zu streiten und zu schlagen. Das bedeutet, dass ihr mehr Licht braucht. Wenn ihr irgendwohin geht, dann macht die Fensterläden, die Dächer und die Bretterzäune der Häuser auf.
Heute gebe ich allen etwas zur Erinnerung – einen kleinen Grashalm. Er kann euch als Sinnbild dienen. Auch wenn er klein ist, sagt, wenn ihr ihn anschaut: „Ich muss das Gesetz des Wachtums, das Gesetz der Engel erlernen." Jeder Grashalm birgt in sich die Formel: „Die große Wissenschaft des Lebens lautet – Gott dienen."
Na, ich gebe euch allen jetzt von diesem Gras. Sollen wir den anderen auch Grashalme geben?- Gebt sie ihnen, aber lasst sie versprechen Gott zu dienen. Ihr müsst allerdings das Gesetz „ Gott dienen" als ein wichtiges Gesetz verstehen und euch damit beschäftigen. Wenn ihr diese Absicht nicht habt, ist dieses Gras allein bedeutungslos. So könnte ich euch einen Korb voll Gras füllen.
Nun also, die große göttliche Wissenschaft verlangt von allen, Gott zu dienen. Wenn ihr sagt, dass ihr Gott dienen werdet, müsst ihr etwas säen. Wenn ihr ein Blatt abreißt, muss es die Idee der „Worte Gottes" verbildlichen. Dieser Grashalm muss für euch ein Sinnbild, ein Symbol der Idee „Gott zu dienen" sein. Wenn ihr diesen Grashalm ohne den Sinn dieser Wörter bei euch tragt, wird es wie ein heiliges Buch ohne den Sinn der Worte Gottes sein. Wenn darin sein Wort steht, ist dieses Buch wertvoll. In Zukunft, wenn ihr euch aufs Gras setzt, berücksichtigt die Idee „ Gott zu dienen". Das Gras wird über das Gesetz des Dienens zu euch sprechen. Wenn ihr dieses Gesetz versteht, wird euch das Gras willkommen heißen, sobald ihr euch darauf setzt. Das bedeutet, dass jener, der diesen Grashalm besitzt, offene Fenster und ein offenes Dach hat. Wer die große göttliche Wissenschaft zu erlernen beginnt, muss das Dach und die Fenster offen halten, damit die Sonne von allen Seiten auf ihn scheinen kann und die Erde sein Fundament wird. So, sagt jenem, dem ihr diesen Grashalm gebt, was ich euch gesagt habe.
Nun, sollen wir unsere Arbeit beenden. Im Schein dieser großen Wissenschaft – der göttlichen Wissenschaft – versteht man unter „Beenden" das Beginnen einer anderen, neuen Arbeit. Und wenn ich sage diese Arbeit beenden, meine ich eine andere zu beginnen. Nachdem wir eine gewisse Arbeit beendet haben, erholen wir uns nicht, sondern wir gehen den Weinberg umgraben. Nach dem Umgraben gibt es eine andere Arbeit. Eines Tages gehen wir zum Weinberg die Weintrauben kosten. Nachdem wir alle Arbeiten der Welt vollendet haben, beginnen wir mit der großen Arbeit für Gott. Ihr sagt: „Befreien wir uns von der Welt." Wir brauchen uns nicht zu befreien. Sobald wir für Gott arbeiten, sind wir freie Bürger. Wenn wir aber dieser Wissenschaft nicht glauben, wird die Welt auf uns einwirken. Also, wenn wir weiterhin an unsere Befreiung vom Weltlichen denken, bedeutet das, dass wir schwach sind.
Der Hauptgedanke dieses Vortrags ist „Gott zu dienen". Wir beginnen mit der schwierigsten Wissenschaft, der göttlichen Wissenschaft, die uns all das beibringt, wonach sich unsere Seele sehnt und unser Geist strebt. Warum werden große Hindernisse in der Welt bereitet? Wo werden die stabilsten Brücken gebaut? – Über die größten Flüsse. Warum? – Weil über die großen Brücken große Waren befördert werden. Je fester die Brücke ist, desto größere Last wird darüber befördert. Je gesünder, stärker und intelligenter ein Mensch ist, mit desto schwierigerer und verantwortungsvollerer Arbeit beauftragt ihn Gott. Du sagst: „Ich will keine Brücke werden!". Ist es so schlimm, wenn du eine Brücke zwischen Gott und den Menschen wirst, wenn über deinen Rücken Engel gehen? Jeder Engel wird dir beim Überqueren einen Segen hinterlassen. Wir werden Brücken nicht für das Menschliche, sondern für das Göttliche sein. Wenn wir eine Brücke für das Menschliche werden, werden wir uns entstellen. Wenn wir eine Brücke für das Göttliche werden, werden wir zu neuem Leben erweckt. Unter dem Wort Brücke verstehe ich eine Verbindung, ein Kettenglied zwischen dem Göttlichen und Menschlichen.
Lebt mit dem Gedanken, dass ihr Gott dient. Wiederholt diesen Gedanken. Euer Bewusstsein muss bei jeder Tat dabei sein, auch bei der unbedeutendsten, und wisset, dass ihr Gott dient. Sagt bitte nicht, dass es schwierig ist Gott zu dienen, dass man dazu viele Kenntnisse braucht. Wer Gott dienen will, kann auch ohne Kenntnisse sein. Ganz natürlich: Wenn man zur Quelle geht, muss man dann Wasser mitbringen? Wenn man zum Obstgarten geht, muss man dann Essen mitbringen? Wenn man aber in die Wüste geht, muss man Wasser mitbringen. Die Wissenschaft ist Nahrung für die Menschen. Wenn ich sage, dass wir zu Gott gehen, meine ich, dass wir keine Wissenschaft brauchen. Unter Wissenschaft verstehe ich die lebendige Wissenschaft. Ich meine, wir brauchen keine menschlichen Kenntnisse, sondern göttliche – Kenntnisse über die lebendige Natur. Du sagst: „Ich will kein Brot." Ich verstehe darunter, dass du kein gewöhnliches, von den Menschen gebackenes Brot brauchst. Das bedeutet, von jetzt an verlange ich Brot von Gott, Gott wird mich ernähren. – „Ich brauche keine Wissenschaft." – Ich verstehe darunter, dass du die weltliche, die menschliche Wissenschaft nicht möchtest, sondern die göttliche, in deren Licht du dich entwickeln wirst. Wenn ihr so denkt, werdet ihr das Große und Göttliche in der Welt verstehen.
Nun, ich meine jetzt nicht, dass ihr gut sein sollt, sondern dass jeder von euch sich so verhalten soll, wie ihn Gott geschaffen hat. Wenn man in der menschlichen Welt jemanden nicht liebt, gibt man ihm nichts, bringt man ihm kein Essen, jagt man ihn fort. Die weltliche Wissenschaft löst das Problem auf diese Weise. In der göttlichen Welt passiert es umgekehrt: Wenn man jemanden nicht liebt, gibt man ihm viel zu essen und kümmert sich um ihn; wenn man jemanden liebt, gibt man ihm am wenigstens. Wenn du im Himmel kaum etwas zum Essen bekommst, ist das ein Privileg, das wenigen gegeben wird. Wenn man dir auf der Erde nichts zum Essen gibt, wirst du dich beschweren und überall erzählen: „Die haben mich hungrig gelassen, mir kein Essen gegeben, mich fortgejagt." Du wirst dich freuen, wenn du im Himmel kein Essen bekommst. Das passiert selten, alle Tausend Jahre einmal. Das ist ein besonderes Privileg. Wie könnt ihr diese weise, göttliche Wissenschaft verstehen? – Jener, dem man nichts zum Essen gibt, besitzt alles in sich selbst, er kann den anderen etwas geben. Er sagt: „Gebt den anderen alles! Was übrig bleibt, gebt mir. Alle sollen sich satt essen. Ich bin froh, dass sie den Gottes Segen bekommen haben." Mit anderen Worten gesagt – wir sollen uns gegenseitig alles überlassen. Was sollen wir überlassen? – Es steht in der Bibel: „Betet füreinander." Für jene, die wir lieben, beten wir zu Gott, dass er ihnen seinen Segen gibt. Auch für jene, die wir nicht lieben, beten wir auch zu Gott, dass ihnen das eine oder andere passiert; wir schicken ihnen immer einen Segen. Also, wir beten sowohl für jene, die wir lieben, als auch für jene, die wir nicht lieben. Es gibt aber Leute, die dazwischen stehen – die vergessen wir. An sie möchte ich euch erinnern – für sie müsst ihr beten. Ansonsten, soweit ich weiß, betet ihr viel. Euer Gebet muss vom ganzen Herzen kommen. Seid absolut aufrichtig beim Gebet! So müsst ihr beten! Ihr sagt: „Es kostet viel Mühe und Kampf, bis wir das erreichen". – Kämpft so lange, bis eure Tugenden die Übermacht gewinnen. Sagt euch: „Ich kann Gott in allen Zeiten und unter allen Bedingungen dienen". Du wirst erst dann ein echter Diener sein, wenn du alle Hindernisse im Leben überwunden hast.
Wir haben auch ein großes Hindernis überwunden, wir haben den Gipfel Mussala im Regen, Schnee und Hagel bestiegen. Wer davon erfährt, wird sich über unseren Verstand wundern, wie wir bei diesem Wetter, in dieser frühen Stunde, in der Dunkelheit zum Mussala aufgebrochen sind. Man sagt, wir seien verrückt. Wir aber denken anders darüber. Jeder ist in der Lage bei schönem Wetter den Mussala zu besteigen. Wichtig ist, ihn bei schlechtem Wetter zu besteigen. Wenn man euch fragt, ob es so notwendig sei den Gipfel unter diesen Umständen zu besteigen, dann antwortet: „Das ist eine Sachlehre." Ich möchte, dass ihr diesen Ausflug als einen der seltenen und denkwürdigen in eurem Leben im Gedächtnis behaltet. Wenn dieser Ausflug für euch eine tote Erinnerung bleibt, so wie die Grabsteine auf dem Friedhof, habt ihr nichts gewonnen. Auf einem Grabstein steht: „Hier ruht ein junger Held, der an fünfundzwanzig Schlachten teilnahm". Solche Grabsteine und Inschriften will ich nicht. Die Denkmäler unserer Helden leben, sie sind nicht aus Stein. Wenn wir zu einem unserer Helden gehen, sagen wir: „Komm heraus und zeige deinen Heldenmut!". Ich will, dass auch ihr lebendige Denkmäler seid. Zuerst will ich, dass ihr aufsteht; das Aufstehen bedeutet Entwicklung, d.h. ein Prozess des Wachstums, dann will ich, dass ihr wieder lebendig werdet und zuletzt, dass ihr aufersteht. Wenn wir wieder mal auf Mussala sind, sagt: „Wir haben gelernt, wie man aufsteht und lebendig wird." Wenn man euch fragt, zu welchen Menschen ihr gehört, sagt: „Zu jenen, die aufgestanden sind."
Wie ihr seht, sind wir vom Nebel umhüllt. Was bedeutet dieser Nebel? – Als Mose den Sinai erstieg, wurde er von einer dichten Wolke verdeckt, es donnerte, aber keiner sah, was dort geschah. So war es besser. Auch jetzt sagt der Herr: „Die äußere Welt ist noch nicht bereit mein Gesicht zu sehen, und auch nicht, was hier geschieht." Deshalb fällt der Nebel heute vor uns.
Der göttliche Pflug muss euch lange beackern, damit ihr das göttliche Licht wahrnehmen könnt. Der Welt steht so eine Erschütterung bevor, dass die Häuser ohne Dächer bleiben werden. Von welchen Dächern ist die Rede? – Das sind die Ketten, die Fesseln der Menschen. Wenn alle Dächer entfernt werden, wenn alle Fensterläden aufgemacht werden, dann kommt Gott und ihr werdet frei sein. Ist das schlimm? Die Fesseln werden von euren Händen und Füßen fallen! Was ist daran schlecht, wenn das Pferd frei, ohne Zügel und Fesseln im Wald weidet? Wo müssen wir das Pferd suchen? – Im Wald. Wenn ich es sehe, klopfe ich ihm auf den Rücken und sage zu ihm: „Ich freue mich, dass du frei von Fesseln und Zügeln bist." So wie es weidet, wird mich das Pferd anblicken, wird den Kopf hochheben und dann weiter weiden. Das ist man ein Gespräch. Ich spreche mit dem Pferd. Mit seinem Kopfheben will es mich fragen: „Hast du die Wissenschaft der Heiligen und Engel erlernt? Grast du wie wir?" Der Ochse sagt dasselbe. Ich frage: „Wenn ihr die Wissenschaft der Heiligen und Engel erlernt habt, wisst ihr dann, warum das Pferd und der Ochse grasen?" Man sagt von jemandem, dass er wie ein Ochse kaut und wiederkäut. Meiner Meinung nach muss der Mensch lernen das Essen zu kauen und nicht, es herunter zu schlingen. Das Kauen ist ein Symbol des Lebens. Wenn du ein Pferd im Wald siehst, geh zu ihm, bleib voll Verehrung stehen, streichle seinen Rücken, heb den Blick zu Gott und gehe weiter. Wenn du einen Ochsen siehst, mach das Gleiche. – „Was passiert mit uns?"- Was soll euch schon passieren?! – Das Göttliche wird in euch erwachen und Gott wird zu euch sprechen. Eure Seele wird sich für das Große in der Welt öffnen und ihr werdet glücklich sein. Nur so werdet ihr Gott erkennen. Eure Ohren werden sich für seine Worte öffnen und euer Verstand wird sie verstehen. Nur so könnt ihr untereinander Brüder und Schwestern sein.
Ich spreche nicht über die heutige Bruderschaft, die nach vier Generationen verschwinden und keine Spur hinterlasseen wird. Ich spreche über jene Brüder und Schwestern, die nichts auslöschen kann. Das ist echte Bruderschaft! Und die Freundschaft, die nichts auslöschen kann, ist echte Freundschaft.
Gottes Segen schütze euch! Gottes Liebe sei mit uns allen! Geht das ganze Jahr mit dieser Liebe.das....
Nun, ihr küsst mir die Hand. Warum küsst ihr sie? – Das ist ein Vertrag, dass ihr Gott dienen werdet. Warum reicht ihr die rechte Hand? – Das bedeutet: Wenn sich zwei vernünftige Menschen treffen, können sie alles machen. – „Wir möchten diesen Vortrag haben." – Das ist schon getan. Wenn ihr etwas verlangt, passiert es. „Wem muss dieser Vortrag gegeben werden? " – Allen, die sich mit der göttlichen Wissenschaft beschäftigen. Gesagt, getan.
Das Gras, d.h. der kleine Halm, den ich euch gegeben habe, geht nicht verloren. Er wird immer zu euch sprechen. Immer wenn ihr ihn vom ganzen Herzen sucht, findet ihr ihn. Seid munter, lustig, fröhlich. Von euch wird verlangt, Gott zu dienen. Seien wir demütig wie die Kinder.
Diesen Vortrag konnte ich nicht auf dem Gipfel Mussala halten. Eure Füße waren kalt. Sobald wir runterkamen, wurde mir die Idee für den Vortrag gegeben. Das Gute in euch besteht darin, dass ihr den Mut habt auch beim schlechten Wetter zu wandern. Das Besteigen des Mussala bei so schlechtem Wetter ist ein Beweis dafür, dass ihr auch bei der geistigen Arbeit dazu fähig sein werdet, allerlei Schwierigkeiten und Hindernisse zu überwinden. Ich freue mich über eure Heldentat. Nach Gottes Gesetz bekommt jener, der den anderen etwas gibt, immer etwas. Alles, was ihr beschließt, wird passieren; wichtig ist, dass euer Verstand und euer Herz aufgeweckt sind. Wir hatten beschlossen den Gipfel zu besteigen und wir haben ihn bestiegen. Wir haben das geschafft, auch wenn das Wetter schlecht war. Je höher wir gestiegen sind, desto weniger donnerte es, allmählich ließ das Unwetter nach. Man hat gesagt: „Wer auf den Gipfel steigt, muss rein sein wie der Schnee! " Seht, auf dem Gipfel scheint bereits die Sonne. Wir müssen noch einmal hochsteigen, um die Sonne zu sehen.
Gewöhnlich kämpfen die Menschen um die Spitzenposition, wer den ersten Platz einnimmt. Wer nach Gottes Willen handelt, ist immer der Erste. Wer nicht nach Gottes Willen handelt, der bleibt Letzter. Von diesem Gesichtspunkt aus kann jeder der Erste sein.
Als wir den Gipfel bestiegen, hatten manche Angst sich zu erkälten und kehrten um. Andere wollten nach Tschamkorija*, sie hatten Angst noch ein bisschen mit uns zu verweilen. Sie haben mich gefragt: „Sollen wir umkehren oder hier bleiben?" Da ich für die Freiheit bin, habe ich geantwortet: „Wenn ihr Angst vor einer Erkältung habt, geht besser zurück." Ich hätte auch sagen können: „Bleibt alle hier, morgen halte ich einen Vortrag." Sie sind gegangen, weil ich ihnen das nicht gesagt habe. Ich habe nach dem Gesetz der Freiheit gehandelt.
Die Entscheidungen Gottes sind entgültig. Was er verspricht, das passiert. Gott ist das einzige Wesen, dessen Entschlüsse entgültig sind. Er bricht nie sein Wort. Er weiß nicht, was er „nicht kann". Wenn der Gott seine Gnade nicht zeigt, so deshalb, weil er auf den Moment wartet, wo ihn alle verstehen können. Gott duldet die Menschen, weil er will, dass sie aufwachen und verstehen, warum die Welt erschaffen wurde. Zum Beispiel wisst ihr nicht, warum das Gras erschaffen wurde. Es ist nicht so schlimm, dass ihr das nicht wisst. Heute habe ich für euch eine Seite aus dem Buch Gottes umgeblättert, wie viele Seiten aber bleiben noch! Bisher habt ihr nicht gewusst, warum die Ochsen und Pferde Gras weiden. Welcher Philosoph würde euch das sagen? Ihr sagt: „Wie schön wäre es, wenn der Meister immer bei uns wäre!" Ich bin immer bei euch, zu jeder Zeit.
Wie ihr merkt, bessert sich das Wetter. Das Wetter ist heiter geworden und ihr freut euch. Wenn ihr fröhlich seid, ist es das Wetter auch. Wenn ihr weint, ist das Wetter auch trübe und regnerisch.
Viele beschweren sich, dass keiner sie liebt. Es gibt ein Wesen, das euch liebt – das ist Gott. Wenn ihr sagt, dass euch keiner liebt, bedeutet das, ihr habt Jenen, der euch liebt, nicht gefunden. Sobald sein Licht kommt und eure Seelen erfüllt, seid ihr alle froh und lustig.
Jetzt ist es für euch wichtig, alles zu begreifen, was ihr gehört habt. Wichtig ist Folgendes: ein heiterer Tag, ein fröhlicher Tag, ein Tag Gottes. Wenn der Tag fröhlich ist, ist er immer ein Tag Gottes. Wenn man einen Tag Gottes erlebt, ähnelt man ihm.
Manche beschweren sich, dass sie nasse Füße haben. Was bedeutet „nasse Füße haben"? – Solange die Füße der Menschen nicht nass sind, kann man das Göttliche nicht erhalten. Nasse Füße – das sind schlechte Lebensbedingungen. Du willst etwas erreichen, aber es kommen immer wieder Hindernisse; das sind immer nasse Füße. Du hast vor ein Haus zu bauen, aber du hast kein Geld – das ist ein Hindernis. Wenn wir beginnen nach Gott zu leben, werden wir schönere Häuser haben. Wir werden uns jene Häuser bauen, die wir brauchen. Wir werden so viel Licht haben, wie wir brauchen.
Ihr verliert oft den Mut und sagt: „Wir sind schon alt." Was bedeutet „hohes Alter"? – Wenn der Mensch seinen Glauben verliert, wird er alt. Wenn er den Sinn des Lebens, das Streben nach Gott verliert, wird er alt.
Ein Kind freut sich wenn es mit seiner Mutter spazierengeht. Ihr freut euch heute und ihr müsst euch freuen. Warum? – Die Freude ist so etwas wie das Spazierengehen.
Nun also, jene von euch, die den Gipfel Mussala bestiegen haben, haben gut daran getan. Diejenigen, die den Gipfel nicht bestiegen haben, haben auch gut gehandelt. Letzten Endes steigen wir alle hinunter. „Wie schön wäre es hier zu bleiben! " – Hier bleiben – bedeutet bei Gott bleiben, aber bei Gott bleiben wir immer.
* Tschamkorija – der türkische Name des Kurorts Borovetz im Rilagebirge
Aus dem Bulgarischen übersetzt von Rossitza Milkovska
Lektorate: Angelika Todorov, Stanislava Stefanova
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