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 Die Furcht

"Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und die Seele nicht können töten; fürchtet euch aber viel mehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle". (Matth. 10:28)

Die Furcht ist ein Gefühl, das die Seele bedrückt. Es existiert nicht nur bei den Menschen, sondern auch bei den Tieren; es ist ein im lebendigen Organismus angelegtes Gefühl, das eine bestimmte Mission auszuführen hat. Furcht bedeutet, daß in der Umgebung, in der wir leben oder in den Bedingungen, unter denen wir existieren, bestimmte Elemente vorhanden sind, die unserem Leben schaden oder entgegenwirken können. Die Funktion dieses Gefühls ist einfach, uns vor Allem zu beschützen, was uns schaden kann. Wann, zu welchem Zeitpunkt ist die Furcht bei den Menschen aufgetaucht? Der allgemein akzeptierten Auffassung nach ist die Furcht mit dem Sündenfall entstanden. Ursprünglich kannte der Mensch nicht die Furcht. Und tatsächlich – die Furcht kann sich zweifach äußern. Zum einen äußerlich und zum anderen innerlich. Wenn ein Kind zum ersten Mal einen Fehler macht, entsteht sofort das Angstgefühl in seiner Seele. Bei wem bleibt schon die Seele ruhig und unberührt, wenn man einen kleinen Fehler gemacht hat? Dieses Angstgefühl entsteht sofort in ihr. In die Seele dringen also bestimmte Elemente ein, die sie bedrohen. Ich kann es mir gut vorstellen, daß diejenigen unter euch, die ein Haus mit einem Nadelholzboden haben, leicht es mit der Angst bekommen, wenn sie daran denken, wie schnell es in Flammen aufgehen und vollständig ausbrennen kann. Es gibt also ein bestimmtes Element, das in eurem Fußboden enthalten ist; Stoffe, die leicht endzündlich sind und schnell Feuer fangen können nehmen diese Eigenschaften auf, so daß euer ganzes Haus den Flammen zu Opfer fallen kann. Indem dieses Gefühl in der organischen Welt Tausende von Jahren gewirkt hat, hat es die Menschen und die Tiere zu Sklaven der Angst gemacht. Jedoch hat die Angst auch eine gute Seite: ihr ist zu verdanken, daß die Wachsamkeit ins Leben gerufen wurde. Viele Tiere bekamen infolge der Angst lange Beine. Ein Tier, das lange Beine hat, ist immer ängstlich. Das könnt ihr als Tatsache betrachten. Die Hinterbeine des Hasen sind sehr lang und die Vorderbeine kurz; wären auch die Vorderbeine lang, würden sie ihm beim Laufen viel nützlicher sein.

Nun, ich möchte auf eine ausführliche Erzählung über die Rolle der Angst in der Evolutionsgeschichte verzichten. Die modernen Gelehrten meinen, daß die Entstehung der Religion in der Angst zu suchen ist. Diese Auffassung ist falsch, weil die Religion auch vor der Erscheinung der Angst existiert hat. Christus wendet sich an Seine Jünger, da Er weiß, daß sie sich in dieser Angstsituation befinden, daß sie Angst um ihr Haus, um ihren Leib haben, und Er sagt zu ihnen: "Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und die Seele nicht verderben können". Warum? Wenn ihr ein gewisses Kapital auf der Bank angelegt habt und irgendein Mensch euer Haus in Brand setzt, werdet ihr euch keine Sorgen machen, weil ihr ein neues und besseres Haus bauen werdet. Also, solange ihr das Kapital eurer Seele woanders angelegt habt, braucht ihr keine Angst zu haben.

Nun möchte ich auf den zweiten Teil des Verses eingehen. Fürchtet euch vor demjenigen, der sowohl den Leib als auch die Seele töten kann. Über den zweiten Teil des Verses wurden lange Diskussionen geführt – wer kann dieser zweite sein, vor dem wir uns fürchten sollten. Manche sagen, daß derjenige, vor dem wir uns zu fürchten hätten, der Teufel sei. Ich muß euch sagen, daß derjenige, vor dem wir uns zu fürchten haben, Gott ist, und zwar in dem Sinne, daß wir uns hüten sollten, Ihn zu verletzen, und das heißt, fromm sein. Müßte ich das Göttliche Gesetz des Lebens interpretieren, würde ich euch nicht zu sagen brauchen, vor wem ihr euch fürchten oder nicht fürchten sollt, sondern ich würde euch sagen, wie ihr dem Göttlichen Gesetz nachzugehen habt. Das ist die Negation der Angst. Die negative Form der Angst tritt ein, wenn wir gesündigt haben: wer den Willen Gottes erfüllt, braucht sich nicht zu fürchten, derjenige aber, der ihn nicht erfüllt, wird immer Angst in seinem Herzen empfinden und wird sich nie ruhig und frei fühlen. In dem von mir vorgelesenen Kapitel will Christus Seinen Jüngern versichern, daß es gewisse Gesetze in der Welt gibt, die das Menschenleben regeln: "Nun aber sind auch eure Haare auf dem Haupte", sagt Er zu Seinen Jüngern, "alle gezählt". Kein einziges Haar könnt ihr ohne weiteres verlieren. Wenn ich das Gesetz Gottes ausführe, werde ich in Seiner Obhut bleiben wie die Vögel. Bei den heutigen Christen macht sich eine falsch verstandene Auffassung über unsere Beziehung zu Gott und zur Religion bemerkbar, in deren Folge auch viele Leiden in der menschlichen Seele entstehen. Manche meinen zum Beispiel, daß Religion heißt, einfach in die Kirche zu gehen, eine Kerze anzuzünden, sich zu bekreuzigen. Wenn sie diese Dinge getan haben, denken sie, sie wären religiös. Die Religion aber ist etwas viel Tiefsinnigeres. Der tiefste Sinn der Religion besteht darin, Liebe zu Gott zu haben. Wenn wir uns dieses Grundgesetzes bewußt sind, wären wir auch dazu bereit, noch Tausende von Sachen im Namen Gottes zu verrichten. Wie können wir aber Liebe zu Gott empfinden, wenn wir Ihn nicht sehen? Christus sagt: "Euer Vater ist im Himmel". Ich schaue hin und sehe, daß Er nicht da ist und sage zu mir: wenn ich meinen Körper verlasse, gehe ich zu diesem Ort. Christus richtet an Seine Jünger die folgenden Worte: "Fürchtet euch nicht vor denen, die auf der Erde sind und töten". Welche sind diejenigen, die töten? Wenn ihr den ersten Spruch durchlest, werdet ihr feststellen, daß es in der Macht der bösen Geister steht, zu töten, aber diese Macht erfaßt nicht die guten Leute, sondern die bösen. Der Christ von heute sagt: "Ich will über meine Brüder regieren". Ihr seht, daß Christus keine Macht den Aposteln gab, über die Menschen zu regieren, sondern über die bösen Geister. Jeder von uns soll über diese regieren. Derjenige, der dieses Gesetz nicht begreift, wird immer wieder Fehler machen, er wird hinterhältig von diesen Geistern an verschiedensten Orten überfallen. Die Menschen verfügen über manche Methoden, den etwas Geistern anzudrohen; die Geister aber fürchten sich nicht davor; sie haben keine Angst, weder vor dem Rohrstock, noch vor den Worten. Um über einen bösen Geist regieren zu können, darf man selbst dessen Schwächen nicht haben. Hast du diese, egal ob du Gelehrter, Philosoph, Minister bist, wirst du deren Sklave sein – sie werden Intrigen schmieden, Zaren stürzen, sie können alles tun. Wenn du ihre Schwächen nicht hast, bist du ihr Herr. Deswegen befiehlt auch Christus den Geistern. Er war rein, und wenn Er ihnen sagte: "Kommt heraus!", antworteten sie: "Jawohl!". Jene, die die Krankheiten erregen und sie dann heilen, sind wiederum die bösen Geister. Ihr sagt "merkwürdig", nicht wahr? Das Gesetz ist aber so. Wenn ihr euch bei jemandem Geld borgt, müßt ihr es nachher auch zurückgeben. Wenn ihr einen anderen verletzt habt, ihr müßt doch auch seine ärztliche Behandlung bezahlen? Der Teufel richtet das Unheil an und ihr ruft nach Gott, eure Angelegenheiten zu regeln. Gott packt den Teufel an die Hörner und sagt zu ihm: "Du hast diesem Menschen das Haus zerstört, gehe und bring wieder alles in Ordnung!" Und der Teufel muß sich anstrengen. Danach sagt Er zu ihm: "Wenn es dir nichts ausmacht, zerstöre wieder dieses Haus". Nun warum reagiert Gott nicht auf euer Gebet. Ich sage es euch. Weil ihr Sünder seid: wenn diese Arbeiter zu euch kommen, könnt ihr sie nicht kontrollieren und sie laufen weg. Wenn Gott sie zu euch schickt, so ist es notwendig, daß ihr Macht ausübt, ihnen befehlt, daß ihr hinter ihnen her mit der Peitsche seid. Sonst, laßt ihr sie frei, werden alle weglaufen und euer Haus bleibt ungebaut. Ihr dürft nie die Schwächen haben, die diese Geister haben. Manche sagen: "Ohne Schwächen können wir nicht sein". Wenn ihr es nicht könnt, werden sie euch töten, euch den Körper, das Geld wegnehmen, sie werden euch ins Gefängnis bringen – irgendjemand anders soll den Weg zu Ende gehen. Nun kommt Christus und sagt: "Ich sage euch, vor wem ihr euch fürchten sollt." Er sagt: "Übertretet nicht das Gesetz Gottes". Der zweite Teil dieser Auslegung meint die Ausführung des Gesetzes Gottes, damit eure Körper und Seelen frei sind".

Jeder von uns muß eine kleine Inventur in seinem Herzen und in seinem Verstand machen, um festzustellen, was für Schwächen da sind. Wenn ihr gerne ein bißchen lügt, so sind alle Lügengeister in eurer Nähe, sie sind bei euch zu Besuch, ihr zieht sie an. Wenn ihr schadenfroh zu sein pflegt, sind alle Geister, die gerne schadenfroh sind, auch um euch herum. Und wäret ihr Hellseher, so könntet ihr sehen, daß sich in euren Häusern ganze Horden von denen gibt, die nichts anderes tun, als essen und trinken. Wenn ihr haßt, so essen und trinken alle Geister des Haßes auf eure Kosten. Deswegen sterben auch die Menschen. Wenn sie zu euch kommen und einen oder etwa zwei Tage bei euch bleiben, fangt ihr selbstverständlich an, euch zu beklagen: "Hier tut mir der Kopf weh, die Augen tun mir weh, die Hände, die Beine, der Magen, das Herz, die Lunge tun mir weh". Klar, daß sie weh tun! Diese bösen Geister schöpfen ja Säfte von euch und lassen eure Augen wie durch einen Schleier sehen, ihr fangt an, blind, taub zu werden, eure Hände und Beine erkranken auch und eines Tages werden sie euch anpacken und ins Grab bringen. Und wenn ihr zu Gott in zerlumpten Kleidern geht, wird Er euch fragen: "Na, Söhnchen, hast du alles aufgegessen, was Ich dir gegeben habe?" – "Vater, verzeihe, wir haben gegessen, getrunken, Unzucht getrieben, wir werden es in Zukunft nicht mehr tun". Und da Gott gut ist, sagt Er: "Wenn ihr die Lektion lernen wollt, werde ich euch wieder Kredit geben". Deswegen sagt auch Christus: "Ich werde euch sagen, vor wem ihr euch fürchten sollt". Diese Angst, diese Furcht ist die Vernunft. Wenn sich beim Menschen das negative Gefühl mit dem positiven vereinigt, das Gefühl der Vorsicht mit der Fähigkeit, zu überlegen, dann entsteht bei ihm die Vernunft. Die Angst ist das negative Element der Vernunft. Christus will also sagen: "Trennt diese zwei Elemente nicht voneinander, weil, trennt ihr sie, das heißt, trennt ihr euren Verstand von dem Gefühl der Angst, so daß sie sich nicht gegenseitig konrollieren, verliert ihr sowieso euren Körper wie auch eure Seele". Was ist die Hölle? Ihr werdet sehen, daß sie aus jenen eingeschränkten Entwicklungsbedingungen besteht, unter denen ihr ein Leben voller Leiden verbringen werdet, so daß in euch als Einziges nur noch ein Bewußtsein übrig bleibt. Und wißt ihr, in welcher Situation sich ein Mensch befindet, der gestorben ist? Eines Tages bekommt ihr dieses Gefühl etwas deutlicher zu spüren. Wenn der Verstorbene nur noch als Knochen existiert, kommt seine Seele ab und zu vorbei und sagt: "Wie schön waren sie einmal!" Und sie weint: "Nur dieser Reichtum ist mir übrig geblieben, der ganze Putz ist weg". Die Ziegelsteine und die Platten sind da und nach einiger Zeit werden diese Knochen ihren ursprünglichen Tempel wiederherstellen und aus diesem Grund fragt Gott den Propheten: "Du Menschenkind, meinst du wohl, daß diese Gebeine wieder lebendig werden?" Der Prophet antwortet: "Herr, mein Gott, du weißt es!" Gott sagt: "Weissage dann über den Geist, daß er kommt und sie wieder lebendig macht" (Hesekiel: 37). Einmal machte Edison einen kleinen Scherz mit einigen seiner Freunde: er ließ zwei Skelette sich automatisch bewegen, ihre Beine und Arme hatte er mit Draht verbunden, einen Plattenspieler daran installiert und in die Augenhöhlen zwei elektrischen Lämpchen gebracht; dann ließ er diese beiden Automaten sprechen: "Einst waren wir wie ihr – wir aßen und tranken, schaut uns jetzt an, wie wir aussehen!" Alle bekamen es mit der Angst zu tun und liefen fluchtartig davon. Lange mußte sie Edison davon überzeugen, daß es sich nur um einen von ihm selbst gemachten Scherz gehandelt habe. Bei der heutigen anormalen Lebensweise wird sich jeder Mensch selbst in einem Skelett wiederfinden, nicht zur Arbeit, zum Denken und zum Handeln fähig. Und deswegen richtet auch Christus die folgenden Worte an Seine Jünger: "Fürchtet euch nicht". Damit wir dieses Gefühl, die Angst, regulieren können, müssen wir uns absolut auf das Gesetz Gottes verlassen, auf das Bewußtsein in uns, daß wir mit Gott verbunden sind. Manchmal entsteht in uns der Gedanke: "Wir wollen Gott den Herrn, wir wollen Jesus Christus sehen". Ihr seht Ihn jeden Tag. Immer, wenn in euch die Gefühle Liebe und Zuneigung entstehen, ist Er da und ihr fühlt Ihn; ihr braucht nur eure geistigen Augen weit offen zu halten, um Ihn sehen zu können; jetzt seht ihr nur die Äußerlichkeit der Dinge, deren wahres Wesen aber nicht. Jeden Tag tritt jeder von euch in Berührung zu Gott, wenn ihr leidet und wenn ihr liebt. Wenn man leidet und sich in der Lage eines Kranken befindet, heilt ihn Gott, indem Er ihm die Wunden verbindet, dabei entstehen aber Schmerzen und der Kranke beschwert sich. Gott gibt eine Erklärung über die Ursachen dieser Schmerzen: "Weil du Meine Gesetze nicht erfüllt hast, mußt du leiden, aber sei geduldig, Ich werde dich wieder gesund machen". – "Diese Schmerzen sind aber unerträglich". – "Ja, aber als Ich dir sagte, das Gesetz nicht zu übertreten, hast du nicht auf Mich gehört". – "Es braucht aber seine Zeit". – "Du wirst es lernen". Von nun an sollt ihr den Versuch machen – das haben bereits die alten Christen getan – aus eurem Körper herauszugehen. Euer Verstand spricht: "Es wird prächtig sein, hinausgehen zu können". Ja, es ist prächtig, aber dazu brauchst du Kenntnisse. Als allererstes solltest du dich von den gesamten Schwächen dieser Geister befreien, die um uns herum sind und wenn du herauskommst, sagst du zu ihnen: "Niemand darf sich meinem Körper nähern, sonst wird die Peitsche tanzen!" Und wenn die Geister wissen, daß du Schwächen hast, sobald du weg bist und dein Körper allein bleibt, stehlen sie ihn sofort. Deswegen sind auch die heutigen Menschen von Gott fest an ihren physischen Körper gebunden worden, weil, gehen sie aus ihm heraus, wäre es noch schlimmer für sie – ihre Evolution würde aufhören. Christus richtet Seine Worte an diejenigen Seiner Jünger, die Ihm folgen wollen, um diese Geheimnisse des Reichs Gottes zu erfahren. Und ich denke mir, der Schlüssel zum langen Leben ist hier zu suchen. Ich möchte euch eine Tatsache mitteilen. Schaut euch die Leute an, die sich quälen und ärgern, die in ihrem Leben viele stürmische Zeiten erlebt haben. Ihr Leben ist von kurzer Dauer; jene dagegen, die ruhig und wie man so sagt "gemütlich" sind und sich nicht ärgern, sich nicht selbst plagen, die leben lange. Und deswegen macht Herbert Spencer an einer Stelle die folgende Äußerung: "Wenn sich die äußeren natürlichen Kräfte mit den inneren Prozessen des menschlichen Organismus ausgleichen, werden wir ein ewiges Leben in der physischen Welt haben". Welche sind diese äußeren Kräfte? Das sind diese schädlichen Elemente. Wenn wir ausgeglichen sind, wenn wir anfangen zu verstehen, was wir wünschen, was wir wollen, und wenn wir gelernt haben, gegen die schädlichen Elemente zu reagieren, sie zu unterwerfen verstehen, dann können wir so lange auf der Erde leben, wie wir es wünschen – 100, 500, 1000 Jahre lang; und wir können auch gehen, wenn wir wollen – es wird nur von uns selbst abhängen. Nachdem wir ein paar Jahrtausende gelebt haben, werden wir sagen: "Wir haben zur Genüge gelebt, jetzt wollen wir auf einen langen Spaziergang durch die andere Welt losgehen". Dann werden uns die Verwandten und Freunde so begleiten, wie wenn man einen jetzt zum Bahnhof bringen würde, wenn er verreist. So wird das Scheiden aussehen. Wir fühlen uns dann frei, wir kaufen uns ein Ticket und wir verreisen, und unsere Freunde werden dabei nicht hinterher gehen und sagen: "Der Arme, der Tod hat ihn aus dem Leben gerissen". – "Nein", werden wir sagen, "ich gehe nur spazieren, ich gehe nur meines Vaters Haus besuchen, kann sein, daß ich eines Tages zurückkehre". Und sie werden uns "gute Reise" wünschen. Die christliche Lehre ist eine Wissenschaft, die diese Reise vorzubereiten hat, wobei ihr einen langen Weg zu gehen habt. Denkt aber bloß nicht, daß der Ort, wo ihr hin geht, ganz nah ist; er ist sehr nah und gleichzeitig sehr weit von hier. 'Nah' und 'fern' ist relativ. Wenn ihr euch mit einer mittelhohen Geschwindigkeit bewegt, würdet ihr 250 Jahre gebrauchen, um die Sonne zu erreichen; wenn ihr euch aber mit der Geschwindigkeit des Sonnenlichtes bewegt, werdet ihr innerhalb von 8-9 Minuten dort sein. In 9 Minuten könnt ihr nicht einmal bis zum Zar-Boris- Park kommen. Von hier aus bis zum Zar-Boris-Park brauche ich 20 Minuten, und das Sonnenlicht legt innerhalb von 9 Minuten 92 bis 93 Millionen Meilen zurück. Wenn wir über Raum sprechen, so wird er nach der Geschwindigkeit gemessen, mit der man sich bewegt. Wollten wir den nächsten Stern Alpha Centauris besuchen, wißt ihr, wieviele Jahre wir dazu brauchen würden? 34 Millionen Jahre mit der Zugsgeschwindigkeit, und mit der Geschwindigkeit des Lichtes – drei Jahre. Und wenn ihr mit der Lichtgeschwindigkeit, sagen wir, zum nächsten, mit unserem Universum verbundenen Universum wollt, bräuchtet ihr 90 Millionen Jahre. Es kommt nämlich darauf an, wohin ihr wollt. Wenn ihr zur Sonne wollt und ihr bewegt euch mit der Geschwindigkeit eines Zuges, dann müßtet ihr, auf die Frage eurer Freunde, wann ihr wieder zurückzuerwarten seid, sagen: "250 Jahre hin und 250 Jahre zurück macht 500 Jahre, und wenn man 250 Jahre da bleibt, sind wir in insgesamt 750 Jahren wieder zurück." Fragt ihr einen danach, der zu Alpha Centauris will, in wievielen Jahren er zurück ist, wird er euch sagen: "34 Millionen Jahre hin, 34 Millionen Jahre zurück und genauso lange da bleiben – ich komme also in 100 Millionen Jahren zurück."

Das ist ein abstraktes Philosophieren, das nur einem Engelsverstand zugänglich ist; ihr könnt euch nicht vorstellen, was Raum bedeutet – 34 Millionen Jahre; ihr benötigt den Verstand eines Engels, um die Größe Gottes in diesem Gedanken zu begreifen vermögen". Und Christus sagt zu Seinen Jüngern: "Fürchtet nicht"; Er richtet Seine Augen nach oben und fügt hinzu: "Fürchtet nicht um diese kleinen Häuser, die ihr besitzt, quält euch nicht wegen dieser unbedeutenden Dinge, denn euer Vater hat euch für große Sachen bestimmt." Bemüht euch, eure Seele rein und hell zu erhalten; wenn ihr sie als Kapital habt, könnt ihr diese Entfernungen bewältigen". Eines Tages, wenn ihr euch auf dem Weg zum Himmel macht, werdet ihr euren Körper nicht dorthin mitnehmen – ihr geht nur mit eurer Seele hin; den Körper werdet ihr auf der Erde lassen, weil er von dort her kommt. Er ist ein Fuhrwerk, das provisorisch aus irdischen Elementen gemacht worden ist und solange ihr euch im Reich dieser Elemente befindet, bleibt ihr in diesem Fuhrwerk; wenn ihr aber einen Gebirgsort erreicht habt, und von dort an einen Gebirgspfad laufen müßt, werdet ihr das Fuhrwerk verlassen und weiter zu Fuß eueren Weg fortsetzen. Darum sagt auch Christus: "Fürchtet euch nicht, wenn ihr beim Gebirgspfad ankommt, daß eure Seele verloren geht und eure Evolution aufgehalten wird".

Ihr wollt Herren werden; werdet keine Herren eurer Brüder. Das größte Verbrechen der heutigen Menschen ist, übereinander herrschen zu wollen. Ihr dürft nicht den Menschen befehlen; den bösen Geistern dürft und müßt ihr befehlen. Ich will, daß ihr einem bösen Geist befehlt und ihn belehrt, ich will aber nicht, daß ihr Menschen befehlt. Das sagt Christus. Manchmal wollt ihr wissen, wer größer und wer kleiner, wer älter und wer jünger gewesen ist. Aber, daß du größer oder kleiner, älter oder jünger bist, was spielt das für eine Rolle? Es kann sein, daß Gott dich eher oder aber später geschickt hat. Ein Mensch mag ganz hinten oder aber ganz vorn gewesen sein, was spielt das für eine Rolle? Einmal wird dich Gott nach oben, ein anderes Mal – nach hinten setzen, einmal auf die Wirbelsäule, ein anderes Mal – auf die Füße, es ist auch vollkommen egal. Diese Dinge sind nicht wesentlich. Kraft zu haben bedeutet, das Gefühl zu haben, Herr böser Geister zu sein, ihnen zu sagen, daß sie auf dich hören, dies oder jenes zu tun. "Ich will meiner Frau Angst einjagen, indem ich sie verprügle". Nun, heute prügelst du, morgen prügelst du wieder, sie wird dir aber weglaufen und du wirst zu ihr gehen und sie bitten, daß sie zurückkommt. Die Kraft des Menschen ist in seinem Inneren, darauf hat er zu achten. Jeder von euch muß sich das Ziel setzen, diese Geister unter Kontrolle zu bekommen. Es ist mir bekannt, daß viele von bösen Geistern geplagt werden; viele gehen zu Christus, um sich helfen zu lassen. Wie wird Er ihnen aber helfen können? Er bindet diese fest und sie binden sie los. Solchen Menschen ist nicht zu helfen. Wenn Christus bei euch ist, wird Er sich etwa mit euren Füchsen und Wölfen befassen? Spannt diese zur Arbeit ein. Dieser Gedanke ist vielleicht etwas allegorisch, ich möchte ihn euch aber als eine Art Hinweis mitgeben. Ihr könnt nicht Herr eures eigenen Lebens werden, bevor ihr nicht gelernt habt, diese Geister zu regieren.

Es gibt sieben Schritte, die ihr tun müßt, um über die bösen Geister herrschen zu können. Die bösen Geister fürchten das Licht. Das Erste, das ihr zu tun habt, ist, euch an Gott zu wenden. Was bedeutet 'sich wenden'? Ihr seid jetzt Gott mit dem Rücken zugewandt; in eurer Welt herrscht Dunkelheit. Macht kehrt, wendet euch mit dem Gesicht zu Gott. Ohne dieses wird nichts gelingen. Wenn ihr ein Kleidungsstück abklopft, um den Staub los zu werden, wendet ihr es auch um, nicht wahr? Also ihr sollt auch euer Herz und euren Verstand umwenden und den Staub von ihrem Inneren abschütteln. Das Wenden bedeutet zweierlei – ein Wenden der Sonne zu und ein Umwenden des Kleidungsstückes, um den Staub abzuschütteln.

Als zweiter notwendiger Schritt ist die Buße zu betrachten – das Durchsehen und das Begleichen der Rechnung. Du mußt ein Schild an deiner Ladentür aufhängen: "Ich stelle alle Zahlungen ein, weder gebe noch nehme ich – ich ziehe die Jahresbilanz". Du ziehst Bilanz, rechnest aus: soviel ist zu nehemen, soviel – zu geben; zum Schluß stellst du fest, daß du zehntausend Lewa Schulden hast. Es bleibt dir nichts anderes übrig, als zu deinen Gläubigern zu gehen, und sie um einiges zu bitten – das ist eine Buße. Du holst deine Kladden: "Freunde, ich bin ein ehrlicher Mensch, ich selbst weiß nicht, wie es geschah, aber ich habe zehntausend Lewa verloren, verzeiht, entschuldigt, ich bitte um noch ein bißchen Kredit." Wenn du nicht bittest, wirst du eingesperrt. Wenn man deine Rechnung durchsieht und sich davon überzeugt, daß du ehrlich bist, wird man sagen: "Wir haben mit dir so oft zu tun gehabt, wir wollen dir verzeihen und dir aufs neue Kredit gewähren".

Vergebung und Erlösung sind zwei miteinander eng zusammenhängende Sachen. Das, was wir beim Christentum Erlösung nennen, tritt ein, wenn wir die zwei Schritte des Wendens und der Buße Christus gegenüber durchgemacht haben. Er sagt: "Ich gebe dir einen neuen Kredit und ich schicke dich in die Welt, erneut zu arbeiten". Du machst den Laden wieder auf: Da funktioniert alles wieder normal: jemand fängt an, zu geben und zu "nehmen".

Der vierte Schritt stellt eine Wiedergeburt dar. Die Wiedergeburt werde ich mit einem anderen Beispiel aus der Landwirtschaft veranschaulichen. Ein Landwirt hat einen Garten, er zerstört ihn und bepflanzt ihn danach aufs neue; wenn die neuen Äpfel aufzukeimen beginnen, bedeutet es Wiedergeburt; durch sie entsteht die Hoffnung, daß der neue Garten wieder Früchte bringt. Auch beim Christentum, wenn dieser Prozeß vollzogen ist, geschieht eine innere Wiedergeburt – das Neue in uns hat begonnen, nach oben zu keimen. Die Wiedergeburt ist ein Prozeß des Blühens und des Fruchtansetzens. Es gibt Buße, Vergebung, Erlösung und eine neue Geburt – die fünfte. Durch die Neugeburt befreit sich der Mensch von dem Karma-Gesetz der Ursachen und der Folgen: ihr seid dann freie Bürger, Herren, keiner kann über euch herrschen. Nur in diesem fünften Schritt könnt ihr über die bösen Geister herrschen; nur, wenn ihr an der Stelle von Christus seid, könnt ihr diesen Geistern befehlen. Dann werdet ihr Christi Schüler sein. Und das ist eine Angelegenheit vom hohen Rang. Er hat Seinen Jüngern die Macht über die bösen Geister gegeben und Er hat sie die Menschen heilen und zu einem neuen Leben erwecken lassen. Wie kann diese Macht verliehen werden, wenn der Mensch sich noch kaum gewendet und seine Rechnung nicht zu Ende durchgesehen hat? Es ist ihm noch nicht vergeben worden, er ist noch nicht wiedergeboren, und er will über die Welt regieren! Es geht nicht. Ihr wollt den bösen Geistern befehlen. Es geht nicht. Ihr müßt diese vier Schritte durchgemacht haben und dann seid ihr absolute Herren eurer eigenen Lage. Jetzt sitzt ihr und überlegt, aber innerlich fürchtet ihr euch, ob ihr diese Tugend besitzt oder nicht. Es gibt zwei Extreme im Christentum: manche zeigen sich mehr demütig, als sie in Wirklichkeit sind, andere dagegen fühlen sich als größere Sünder, als sie es in Wirklichkeit sind. Das Eine wie das Andere ist extrem. Sagt es ehrlich: "Ich habe in der Kasse zehntausend Lewa", und nicht, wenn du zehntausend hast, du hättest fünftausend – das wäre eine Lüge. Du hast zehntausend Lewa, sagst aber, du hättest fünfzehntausend – du hast gelogen. Wenn du zehntausend Lewa hast, so schreib auf die Rechnung eben zehntausend – nicht mehr und nicht weniger. Wir müsen immer die Wahrheit sagen, so, wie wir sie in uns kennen. Wir müssen klar, eindeutig, positiv sprechen. Dann sind unsere äußeren Beziehungen zu den Menschen gut. Warum? Weil diese Geister, die euch leiten, im Himmel leben; wenn die Rechnung mit deinem Geist stimmt, wird er die Rechnungen mit den anderen Geistern regeln und sie können euch nicht hassen. Sie können behaupten: "Ich bringe dich um"; ihr antwortet ihnen gelassen: "Du kannst es nicht, weil du festgebunden bist". Jemand sagt: "Ich werde das tun". – "Du kannst es nicht, probier es nur". Einmal sagte einer zu mir: "Wenn ich meinen Revolver heraushole, werde ich es dir zeigen". – "Los, hol ihn raus. Man zieht ein Messer nicht einfach so heraus". Dafür muß man eine Erlaubnis von oben bekommen. Wenn deine Härte von oben auf die Probe gestellt wird, um herauszufinden, ob du Geduld und Selbstaufopferung aussühnen kannst, wird man dich möglicherweise verschiedenen Prüfungen unterziehen, und du mußt sie erdulden; gibt es aber keine Erlaubnis von oben, dann kann die ganze Welt gegen dich sein, ohne dir etwas antun zu können. Ein Engländer geht eine viertausend Sterling – Wette mit einem anderen ein, der 40 Hunde der Rasse Buldogge besaß und sagte: "Es gibt keine anderen Hunde, die schrecklicher als meine Hunde sind, man kann kaum in ihre Nähe kommen". Also geht der erste Engländer die Wette ein und zieht einen Kreis um sich herum, und der andere ließ die Hunde auf ihn loslaufen, sie liefen aber nur um den Kreis herum und konnten nicht durch. Zum Schluß pfiff jener Engländer auf eine besondere Art und die Hunde liefen fluchtartig durch die Menschenmenge weg. Womit hat er ihnen Angst eingejagt? Er besaß eine besondere innere Kraft. Er hat sie weder mit einer Flinte noch mit einem Stock gejagt. Er hatte eine gewisse Kraft, von der er Gebrauch gemacht hat, deshalb flohen sie davon. Ich frage jetzt, wo eure Kraft steckt. Eines Tages kann ein böser Geist sagen: "Wenn ich meine Hunde nur loslasse". – "Laß sie los, ich werde einen Kreis machen und wenn ich pfeife, verschwinden sie blitzschnell". In dieser Göttlichen Pfeife ist die Kraft verborgen, und wer sie hat, ist jederzeit frei und mächtig.

Nun habt ihr jetzt das Verfahren, das euch lehrt, wie ihr über die bösen Geister herrschen und wie ihr deren Schwächen meiden könnt. Wenn ihr Angst habt, so sind alle Geister der Angst um euch herum. Deshalb werft all die Schwächen von euch weg. "Aber", sagt ihr, "ich tue dieses nicht mehr, ich werde nie wieder rauchen", am nächsten Tag aber schon raucht ihr wieder. Tut es, ohne vorher etwas gesagt zu haben: "Ich habe beschlossen, zu pflanzen" – Gepflanzt hast du aber nocht nichts. Pflanz mal erst etwas an und ruf dann deine Freunde zu dir und sag ihnen: "Kommt, Freunde, seht, was ich hier getan habe". Sie werden sich freuen. Ihr sagt: "Ich habe beschlossen, gut zu sein, kommt und seht, wie mein Plan aussieht; ich werde dieses, ich werde jenes tun". Nichts wirst du tun. Ich habe bereits Millionen von Plänen erlebt – die ganze Hölle ist voller Pläne. Wenn ihr vorhabt, etwas zu tun, erzählt nichts darüber, sagt nur: "Gott, komm mir zu Hilfe". Und wenn euer Garten aufgewachsen ist und angefangen hat, Früchte zu tragen, versammelt all eure Freunde und sagt zu ihnen: "Eßt, trinkt und seid fröhlich". Dann wird euch Gott segnen. Das ist das Christentum. Und wenn Christus zu euch sagt: "Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib, sondern vor denen, die den Geist töten", will Er damit sagen, daß das, was sie wegnehmen, kann man, wie der Spruch lautet, auch zu Ostern wegnehmen. Eines Tages ist die Frist abgelaufen und dir wird etwas weggenommen. Du bist Fuhrmann, dir wird das Fuhrwerk weggenommen und du wirst sagen: "Ich wurde aus meinem Haus vertrieben". Warum sollte man dich auch nicht vertreiben? Sei dankbar, daß man die Güte gehabt hat, dich so viele Jahre zu dulden. Die Geister sind Herren dieser Elemente, die sie in der Erde haben; diese gehören ihnen. Deswegen besagt die heilige Schrift, daß wir auf dieser Welt "Fremdlinge" sind, daß diese Erde, auf der wir leben, uns nicht gehört. Gott hat uns hierher geschickt, damit wir sie mit Gewalt erobern. Und ihr wollt sie auch erobern, Herren sein, ihr müßt aber euch gedulden und zuerst die Geister, danach die äußeren Elemente erobern, weil jedes Element seinen eigenen Herrn hat. Ihr könnt keine Herren des Wassers sein, wenn ihr nicht die Geister des Wassers erobert; ihr könnt keine Herren der Luft sein, wenn ihr nicht die Geister der Luft erobert; ihr könnt auch nicht Herren des Feuers sein, solange ihr nicht die Geister des Feuers erobert habt, usw. Folglich gibt uns Christus ein Gesetz, nach dem wir zu handeln haben; die erste Bedingung ist, rein zu sein und nur dann sich Ihm zuzuwenden. Nun, weil Christus in diese Welt kommt, wie wird Er euch vorfinden? Selbstverständlich findet Er manche reich, andere dagegen arm. Es steht geschrieben: "Und wenn jemand aus diesem Grund Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh, vorfindet, wird die Sache jedem klar; weil der Tag wird sie ans Licht bringen. Da das Feuer aufdecken kann, wird das Feuer bei jedem zeigen, wie beständig sein Werk ist: wer sein Werk stabil aufgebaut hat, dem wird es auch erhalten und er wird einen Lohn empfangen; wenn einem das Werk verbrennt, wird er mit Schäden davonkommen, er selbst wird aber erlöst werden, jedoch so, wie man durch das Feuer erlöst wird". Und ein jeder, der die Unschuld mißachtet und die Furcht vor Gott dem Herrn nicht in sich trägt, "den sollten wir dem Satan überlassen, damit sein Fleisch verdirbt und sein Geist errettet wird am Tage des Herrn Jesus". Wenn ihr im Laufe von soviel Jahren Erfahrung gesammelt, gelitten und die Fahne der Wahrheit hoch gehalten habt, vor denen aber, die den Leib töten, euch nicht gefürchtet habt, euch aber geopfert habt für den Triumph des Reichs Gottes, dann wird Gott euch aufs neue erheben, Er wird euch zum Leben erwecken. Und deswegen sagt Christus: "Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten": wenn sie euren Leib töten, bleibt eure Seele frei und das ist das Wertvolle am Leben. Jeder andere, euch von der Wahrheit ablenkende Weg, wird für euren Leib wie auch für eure Seele tödlich sein. Weil die Ängstlichen, die Kleinmütigen das Reich Gottes nicht ererben werden. In der rechten Sache Gottes, in der rechten Sache der Menschheit, in der rechten Sache des Volkes, in der rechten Sache der Gesellschaft, in der rechten Sache des Hauses, in der rechten Sache der individuellen Seele darf weder Furcht, noch Angst, noch Zögern, noch Kleinmut, noch Abkehr von dem großen Grundprinzip des Lebens sein. Das Rechte bleibt jederzeit recht. Liebe und Angst sind Dinge, die im menschlichen Geist, im Geist des richtigen Menschen unvereinbar sind. Dort, wo die Liebe ist, fehlt die Angst; und dort, wo die Angst ist, fehlt die Liebe. Die Liebe ist ein Zeichen der Vollkommenheit, der Harmonie zwischen allen Kräften, Gefühlen und Fähigkeiten des menschlichen Geistes; und die Angst ist ein Zeichen der Abwesenheit, Zerstörung dieser inneren Harmonie des geistigen Friedens.

Mit diesen letzten Worten weise ich auf das Erhabene, Edelmütige, Gute im Menschen hin. Ich meine nicht jene Frechheit, Grobheit, Hartherzigkeit, jene Gefühlslosigkeit, die oft für Tapferkeit und Furchtlosigkeit gehalten werden. Das Ideal des Heldentums besteht darin, wenn man dich für eine gerechte Sache an den Schandpfahl stellt, großmütig alle Leiden, alle Schande, alle Schmähungen und alle Schadenfreude und Anschuldigungen deiner Umgebung, ja der ganzen Welt zu ertragen, um Deiner Mutter sagen zu können: "Für Dich, Die Du mich in diese Göttliche Welt geboren hast, opfere ich alles. In Deiner Liebe finde ich die letzte Stütze meiner Seele. Die Angst vor der Welt, vor denjenigen, die meinen Leib töten, hat sich bereits überlebt. Ich fürchte mich nicht, weil ich Dich kenne. Ob Du mir Tod oder Leben gibst, ich werde beide mit derselben Dankbarkeit entgegennehmen. Mit Dir gibt es auch im Tod einen Sinn; ohne Dich gibt es auch im Leben kein Ziel. Im Tod oder im Leben, sei Du immer der Helle Kranz meines Geistes".

(Gehalten am 19. Oktober 1914 in Sofia)

 

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