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 Die Talente

„Und einem gab er fünf Talente, dem anderen zwei, dem dritten eins, einem jeden nach seiner Tüchtigkeit, und zog hinweg." (Math. 25 : 15)

Ich werde mit euch über Vers 15, Kapitel 25 des Matthäusevangeliums sprechen. Es besteht kein Zweifel, daß ihr dieses Kapitel oftmals gelesen und euch mit den Talenten beschäftigt habt; vielleicht habt ihr auch gewisse Schlüsse gezogen, von denen einige näher an der Wahrheit lagen, und andere - ferner. Ich werde diesen Vers in seinem gewöhnlichen Sinne nehmen.

Wenn Jesus einen Satz sagte oder eine Parabel erzählte, hatte Er stets den grundlegenden göttlichen Gedanken, das göttliche Gesetz vor Augen, d.h. Er sprach nicht um des Sprechens willen, sondern sagte mit allem gewisse Wahrheiten aus. Nun können wir uns die Frage stellen: Warum wurden dem einen fünf Talente, dem anderen zwei und dem letzten eins gegeben? Ist dies Zufall oder Absicht? In der Natur ist alles, was Gott geschaffen hat, nicht zufällig - kein Ding ist zufällig. Wir sagen über viele Dinge, daß sie "zufällig" geschehen sind, wenn wir sie uns nicht erklären können. Wir treffen einen Menschen und glauben, daß wir ihn zufällig treffen. Eines der Lebensgesetze besagt, daß unser Zusammentreffen durch gewisse vorhergehende Ursachen bestimmt wird, die zu ihm führten. Dieses Gesetz nicht kennend, sagen wir, daß wir uns zufällig, ohne jeglichen Grund, treffen; dem ist es aber nicht so.

Was sollen wir uns unter fünf, zwei und einem Talent vorstellen? Es gibt drei Menschentypen: Der erste, der den fünf Talenten, der zweite, der den zwei Talenten und der dritte, der dem einen Talent entspricht. Welche sind aber die Menschen, die nur ein Talent besitzen? Sie sind jene, die nur für sich selbst leben: „Laßt uns dreimal täglich essen, laßt uns trinken, zu Bett gehen, damit unser Leib gut gemästet wird und laßt uns gut anziehen - dazu sind wir schließlich auf die Welt gekommen!“ Sie sind selbstsüchtige Menschen, unfruchtbar und samenlos - die Menschen mit dem einen Talent. Welche sind die mit den zweien? Der Mensch, der sich verheiratet hat, ist das eine Talent und seine Frau ist das andere. Beide tun sich zusammen und gewinnen noch zwei Talente - die Kinder, die ihnen geboren werden; sie werden nun vier und sagen: „Herr, wir haben die beiden Talente genutzt; wir haben Kinder großgezogen und noch zwei Talente hinzugewonnen“. Das im ersten Sinne. In dem anderen Sinne sind sie Menschen, die für ihr Haus, für die Gesellschaft, für das Volk leben. Die mit den fünf Talenten besitzen aber noch etwas anderes: Die fünf Talente entsprechen unseren fünf Sinnen, also sind sie Menschen, bei denen alle fünf Sinne - das Sehen, das Hören, das Riechen, das Schmecken und das Fühlen - an ihrem Platz sind. Sie sind Menschen mit rechten Urteilen und Schlußfolgerungen über alles, was Gott geschaffen hat: Sie verstehen die Natur, verstehen die Dinge, verstehen die Ursachen und ihre Wirkungen; sie sind Lehrer der Welt, sie leben für die ganze Menschheit.

Laßt uns nun eine kleine Rechnung mit den gegebenen Talenten machen: 1 + 2 + 5 = 8 Talente. Ist die Zahl 8 willkürlich? Nein! Sie ist die Zahl der Arbeit. Die Heilige Schrift sagt, daß Der Herr die Welt in sechs Tagen geschaffen hat; am siebenten ruhte Er sich aus. Nach jeder Ruhepause kommt ein neuer Arbeitstag. Wir sind am achten Tag. Der Herr sagte zu den Menschen: „Ich habe die Welt geschaffen, nun fängt euer Tag an, arbeitet, und eines Tages werde ich kommen, um eure Arbeit zu begutachten“. Wir leben im achten Tag und weil wir nicht wissen, wie wir arbeiten sollen, begehen wir Irrtümer. Aber Der Herr sagt: „Ihr sollt arbeiten, fortschreiten, und Irrtümer werden natürlich nicht ausbleiben!“ Welcher Lehrer rechnet nicht damit, daß seine Schüler in ihren Büchern rumreißen und die Schule beschmutzen? Bei welcher Frau, die im Haushalt arbeitet, fällt kein Schmutz an? Welcher Färber verschmiert nichts, während er färbt? Welcher arbeitende Mensch wird verhindern können, daß sich seine Kleidung beschmutzt und anreißt? Auf dem Weg unserer Entwicklung dürfen wir nicht das Unmögliche wollen, sondern ständig auf eine Veränderung und eine Abtragung warten. Ihr habt Angst vor dem Tod. Was ist der Tod? Der Tod ist ein Abtragen, ein Zerreißen unseres Kleides. So ist das Gesetz. Der Körper verändert sich allmählich. Die Heilige Schrift sagt: „Gott schuf den Menschen nach Seinem Ebenbild“; ja, so ist der göttliche Plan; aber, weil Er uns arbeiten, uns Verstand, Herz und Charakter bilden, uns entwickeln gelassen hat, bedeutet die Tatsache, daß wir bei der Erfüllung dieses Planes ein bißchen schmutzen werden, nichts. Wenn ein Haus errichtet werden soll, liegen auf dem Bauplatz viele Sachen herum: verstreute Steine, Ziegel, Sand usw.; wenn aber das Haus fertig ist, reinigt man alles und die Leute kommen, um im Haus zu wohnen. Folglich befinden wir uns jetzt in der Periode des achten Tages und wir bauen. Wir bauen an diesem Haus mit den drei Menschentypen, von denen der eine - ein Talent, der andere - zwei Talente, und der dritte - fünf Talente hat.

Laßt uns nun die Talente von jenem zusammenzählen, der mit den gegebenen fünf noch fünf hinzugewonnen hat - das macht zehn, mit den beiden Kindern - vier, es ergibt also insgesamt vierzehn, und mit dem einen, das in der Erde vergraben war - fünfzehn. Gut, wieviel sind die gewonnenen Talente, wenn wir die acht Gegebenen abziehen? Was bedeutet die Zahl Sieben? Wie gesagt, das bedeutet Ruhe! Nun haben wir das Gesetz und den Gedanken, den Christus drinnen verborgen hat. Diesen Gedanken begreift nur dieser, der die Schrift kennt, den Gedanken nämlich, daß der, der sich ausruhen will, vorher gearbeitet haben muß, und daß sich jener, der nicht gearbeitet hat, nicht ausruhen darf, weil Der Herr sich am siebenten Tag ausruhte, nachdem Er sechs Tage gearbeitet hatte. Wir fragen oft: „Wann werde ich mich ausruhen?“; du hast noch nicht angefangen zu arbeiten, was für eine Ruhe suchst du denn? Kaum hast du die Hacke auf die Schultern genommen, willst du schon wieder Ruhe! Nachdem du den ganzen Weingarten umgegraben hast, erst dann sollst du dich danach sehnen und die Ruhepause wird kommen. Wir müssen das grundlegende göttliche Gesetz begreifen, daß Ausruhen ein Ergebnis von Arbeit ist. Nur jene können Lust und Freude empfinden, die vorher gearbeitet haben. Christus sagt in diesem Zusammenhang: „Diejenigen, die gearbeitet haben, werden zur Freude Des Herrn eingehen; alle Güter, die Ich habe, werden auch sie haben!“ Und was hat Er zu dem gesagt, der nicht gearbeitet hatte, sondern sein Talent in der Erde verbuddelte? „Darum nehmt ihm das Talent und gebt es dem, der fünf Talente hat, und den unnützen Knecht werft in die Finsternis hinaus, damit er dort arbeiten lernt!“ Was für eine Finsternis meint er damit? Es sind die Würmer, die unter der Erde arbeiten. Wenn ihr nicht arbeiten lernt, wird Der Herr euch in Würmer verwandeln und in der unterirdischen Finsternis auf Arbeit festlegen, damit ihr lernt zu arbeiten. All jene, die über das göttliche Gesetz rumphilosophieren wollen, werden sehen, ob diese Worte richtig sind oder nicht. Ich spreche an diesem Morgen über das grundlegende Gesetz: Wir sollen arbeiten. Nur wenn wir für Gott arbeiten, ist es Arbeit; wenn wir für uns selbst arbeiten, ist es nichts mehr als ein Geschäft.

Arbeit bedeutet auch Wissen; jener, der fünf Talente empfangen hat, hat fünf Sinne - ihm hat Der Herr alle Fähigkeiten und notwendigen Kenntnisse gegeben. Auch jener, der zwei Talente hat, besitzt seinen Kenntnissen entsprechende Fähigkeiten. Ich werde noch ein Gleichnis anführen. Dieser mit dem einen Talent, ist ein Mensch, der einem Mineral ähnelt, das sich, wie man weiß, nicht vermehren kann - es bleibt immer allein. In ihm kann das Sonnenlicht sich zwar sehr gut brechen, aber ein vernünftiges Wesen kann es nicht sein. Wenn euer Herz hart wie ein Mineral ist, seid ihr ein Mensch, der nur ein Talent hat; und darin liegt die Gefahr, denn Die Schrift sagt: „Und Ich werde euch euer Herz, hart wie ein Stein, entziehen!“ Dieses Talent muß verwandelt werden und anfangen, Früchte zu tragen und sich zu entwickeln. Die beiden Talente sind dann verständig - es ist das Weizenkorn, das Pflanzenleben, das etwas höher als die Mineralien steht, und das sich vermehrt und dazugewinnt. Was können uns die hübschen Mineralien fürs Leben geben? Wir alle würden sterben, wenn unser Leben von ihnen abhinge. Dank dem Weizenkorn, das zwei Talente trägt, dank der Arbeitsamkeit jener fünf Talente, der Fähigkeiten, die unser Verstand zu einem höheren geistigen Leben besitzt und uns zeigt, wie wir die Güter, die Gott uns gegeben hat, nutzen sollen, können wir von dem Unheil dieser Welt erlöst werden. Wir sollten uns die Frage stellen, was dies "einem jeden nach seiner Tüchtigkeit" bedeutet; es bedeutet, daß jeder von uns seine Stärke kennen soll. Oft sagen die Leute: „Ich will größere Begabungen, größere Fähigkeiten haben!“ Gut. Aber wenn du diese Begabungen, die du hast, nicht anwenden kannst, wenn du nicht weißt, wie du diese ausschöpfen sollst, warum sollte man dir mehr geben? Jeder von uns hat so viele Begabungen, daß, wenn er diese voll ausschöpfen würde, genug hätte, um den Grundstein für fünf Talente zu legen. Fünf Talente haben aber nur Wenige. Ich glaube, daß die meisten von euch, die mir hier zuhören, zwei Talente haben; aber sogar das kann ich nicht mit Sicherheit behaupten. Wenn ihr jedoch diese zwei Talente in vier verwandelt, sieht die Lage schon anders aus. Und was bedeutet die Vier? Daß ihr den Weg zur Reinigung eures Lebens finden sollt. Ihr braucht Wasser, aber es ist trüb, ihr müßt eine Methode entwickeln, es zu filtern. Wenn ihr es mit dem Schlamm trinkt, wird euch davon schlecht. Also die Vier ist der göttliche Prozeß, durch den unsere Wünsche und Gedanken in dieser Welt geseiht werden. Jener, der zwei Talente hat, soll so lange arbeiten, bis er ein Seihtuch hat. Wißt ihr, wieviel es wert ist? Fragt einen Milchmann, geht zu einer Sennerei und fragt diese, die Käse machen, was in dem Seihtuch zurückbleibt. Reine Molke! Euer Seihtuch ist der kritische Verstand, den ihr im Leben auf jeden Fall haben solltet. Wenn die Leute von einem sagen, daß er ein Kritiker ist, sollt ihr darunter verstehen, daß er ein Seihtuch hat, in dem das Wertvolle zurückbleibt und das Unnütze abfließt. Es hängt davon ab, was ihr durchseiht; wenn ihr Käse durchseiht, bleibt er im Seihtuch; macht ihr das aber mit Wasser, fließt das reine, klare Wasser durch, und alles was zurückbleibt, ist der Bodensatz. Euer Seihtuch muß zwei wesentliche Eigenschaften besitzen, also zwei Talente: Wenn ihr das eine Talent anwendet, muß das Wertvolle im Seihtuch bleiben; wenn ihr das zweite Talent anwendet, muß das Wertvolle rausfließen. Ich werde ein anderes Gleichnis anführen. Das Seihtuch mit dem Käse - das ist euer Kornboden, das durch das Seihtuch geflossene Wasser - euer Weizen, der draußen auf dem Acker, im Leben, gesät ist. Das erste Talent soll man aus der Frucht nutzen, die Gott euch gegeben hat und das zweite sollt ihr säen, mit ihm arbeiten. Ihr habt in der Welt verschiedene Voraussetzungen; manches Mal gelingen euch eure Unternehmungen, ein anderes Mal nicht; dies darf euch in keinster Weise entmutigen, weil wer wenig Talente hat und mehr gewinnen will, viel arbeiten muß. So ist das Gesetz. Es ist besonders für den gefährlich, der ein Talent bekommen hat und nichts mit ihm anfängt. Die erste Bedingung, die von uns verlangt wird, ist zu wissen, wie wir arbeiten sollen.

Ich habe euch bereits gesagt, daß ihr zwei Talente habt; ihr werdet fragen, welche diese sind. Euer Verstand und euer Herz - das sind die zwei Talente. Ihr werdet aber sagen: „Für was kann ich meinen Verstand einsetzen?“ Jemand ist mit seinem kaputten Wagen auf dem Weg liegengeblieben, ihr kommt vorbei, besitzt die nötigen Kenntnisse und repariert seinen Wagen; der Eigentümer wird euch dankbar sein und euch irgendwann, wenn die Zeit kommt, helfen. So gewinnt auch ihr. Das zweite Talent - euer Herz: jemand ist krank; euer Herz sollte euch dazu veranlassen, ihn zu besuchen und ihm zu helfen. Die beiden Talente, das sind die Voraussetzungen unseres Lebens. Unter dem Wort "Herz" sollten wir die Wurzeln unseres Lebens verstehen, und unter dem Verstand - die Zweige und die Blätter, d.h. das Äußerliche. Ihr wißt, daß es in der Natur eine Beziehung zwischen Wurzeln und Zweigen gibt: jedem einzelnen Zweigchen oben entspricht eine kleine Wurzel unten, und wenn unten eine Wurzel vertrocknet, vertrocknet oben der entsprechende Zweig. Das Gesetz, das ihr beachten sollt, ist das folgende: Ihr sollt wissen, daß wenn in euch ein Wunsch vertrocknet, vertrocknet auch ein Gedanke in euch; wenn zwei eurer Wünsche vertrocknen, werden zwei euerer Gedanken vertrocknen, wenn drei Wünsche vertrocknen, werden ihnen auch drei Gedanken vertrocknen. Und eines Tages, wenn schließlich eure Gefühle völlig abgestumpft sind, werden alle Zweige vertrocknet sein, und ihr werdet euch in Menschen verwandeln, die nur ein Talent haben.

Nehmen wir einen Menschen, der über fünf Sinne verfügt - Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen. Was für eine Rolle spielen diese Sinne in unserem Leben? Sie sind die fünf Pforten, durch die der Mensch in diese Welt eintritt, durch die wir die Natur erfahren, fünf Felder, aus denen wir Reichtümer schöpfen können. Der Mensch, der im wahrsten Sinne des Wortes taub ist, ist ein dummer Mensch; wenn einem ein psychisches Sehvermögen fehlt, so hat er nicht die Möglichkeit, die Wahrheit zu suchen; seinen psychischen Geruch zu verlieren bedeutet, keinen Intellekt zu besitzen; fehlt dir das Schmecken, kannst du keine Liebe empfinden usw. - über solche Dinge könnten wir lange erzählen. Jeder unserer Sinne entspricht einer der großen göttlichen Tugenden, und jeder von uns sollte darauf achten, daß seine Sinne mit seinem Herzen harmonieren, daß sie eine Beziehung zu der Wahrheit haben. Wenn wir einen Blick auf diese Welt werfen, werden wir sehen, daß sie eine Kleidung der Wahrheit ist; in jedem einzelnen Blatt, in jedem einzelnen Steinchen, in jeder einzelnen Quelle, in jedem Felsen stecken große Lehren; in ihnen sind große Kenntnisse verborgen. Oh, was für Wahrheiten kann uns die Natur offenbaren! Wir nehmen ein kleines Steinchen, spielen mit ihm herum und werfen es weg - wir sagen, es sei wertlos. Wir haben den Sinn dieses kleinen Steinchens nicht verstanden. Oder wir nehmen eine Blume, reißen ihre Blätter ab und werfen sie weg - sie sei ja wertlos; wir haben den Sinn dieser Blume nicht verstanden. Kommen wir nun zu unserem Gehör zurück: wir hören das Wort "Liebe", es ist eine Blume. Haben wir den Sinn dieses Wortes verstanden - das, was es bedeutet? Nein! „Was ist?“, - fragt uns jemand. - „Nichts!“, antworten wir, und werfen es weg. Wenn wir das Wort "Wahrheit" hören, sagen wir: „Es ist ein leeres Wort“. Was ist dann das Wichtigste für uns? „Ein wenig essen und danach ein bißchen Wein trinken!“, sagen manche. Was die Geschmacksbefriedigung anbelangt, stimmt das; aber nicht alles hängt vom Gaumen ab. Wahrlich, man muß sich ernähren, aber nach dem Gesetz von den fünf Talenten muß man sich von fünf Arten Nahrung ernähren - jeder Sinn muß die ihm notwendige Nahrung erhalten; nähren wir ihn nicht auf diese Weise, stumpft er ab.

Ihr seht, daß das Christentum eine Wissenschaft ist und kein Vergnügen. Und wißt ihr, was für eine Wissenschaft das Christentum ist? Es ist eine große Schule mit ihren einzelnen Abteilungen, Klassen, Universitäten, Akademien, und jeder, der als Zuhörer zu ihr kommt, muß das, was er hört, verstehen. Ich kann nichts mit Menschen anfangen, die nur ein Talent besitzen und dieses auch noch irgendwo vergraben haben; in der Schule, in der ich unterrichte, will ich Menschen mit zwei Talenten haben. Warum? Weil ich meine Zeit nicht an einer fruchtlosen Arbeit verschwenden will. Würdet ihr Läuse und Flöhe züchten? Dies sind die Wesen mit dem einen Talent. Alle Parasiten sind Menschen mit einem Talent - Schmarotzer, Faulenzer, die nur auf Kosten anderer leben können, und auf die eine große Strafe wartet. Prüft die Geister; wenn ein Geist kommt, prüft ihn zuerst; wenn er zwei Talente hat, empfangt und bewirtet ihn; wenn er ohne Talent kommt, weil er es irgendwo vergraben hat, braucht ihr ihn nicht zu empfangen; wenn er so einer ist - raus mit ihm: Er ist eine Laus, ein Floh, ein Wolf, den ihr nicht veredeln könnt. Dennnoch sagen manche: „Dieser Mensch kann veredelt werden!“; ich sage, daß er sich nur im negativen Sinne vermehren kann. Was hat der Herr mit dem gemacht, der nur ein Talent hatte? Er hat ihm das Talent abgenommen und hinausgejagt, damit er arbeiten lernt. Wir dürfen nie den Menschen mit einem vergrabenen Talent ermutigen, sondern wir müssen stattdessen zu ihm sagen: „Dich, Freundchen, bedroht die größte Gefahr im Leben!“ Wir dürfen ihn nicht anlügen, sondern wir müssen ihm die Wahrheit ins Gesicht sagen. „Das erstere schadet doch nichts!“, drucksen wir oft herum. Hast du ein Kind und siehst, wie es gerade sein Talent vergräbt, jage es hinaus. Laßt es durch die Welt irren. Ihr sagt: „Das ist grausam!“ Ihr sollt ihm sein Talent abnehmen, weil es nichts mit ihm anfangen kann. Ihr habt einen Sohn mit einem Talent, ihr schickt ihn ins Ausland, damit er Philosophie, Medizin oder irgend eine andere Kunst studiert; er schreibt euch: „Lieber Vater, schicke mir vier- oder fünftausend Lewa, weil ich es für das und das brauche!“, aber in Wirklichkeit nimmt er das Geld und verpraßt es in den Schenken; 2 - 3 - 7 - 10 Jahre sind vergangen und der Sohn hat sein Studium immer noch nicht beendet. Der Vater sagt sich: „Ja, ja, es ist schließlich eine sehr tiefe Wissenschaft!“; er gibt 20 - 30 Tausend Lewa aus und wartet auf seinen Sohn; nach 7 oder 10 Jahren kommt der Sohn zurück, aber nicht nur um keine Kenntnis reicher, sondern auch völlig verdorben in seinen Gedanken und Wünschen. Dann faßt sich der Vater verbittert an den Kopf und beschwert sich bei Ihm: „Warum, mein Herr, hast Du ihn mir gegeben?“ Hat ihn dir wirklich Der Herr gegeben oder du ihn dir selbst genommen? Wenn ein Dieb ungültige Groschen stiehlt, ist dann ihr früherer Besitzer schuld? Nein, schuld ist der Dieb selbst, der sie gestohlen hat! Wenn jemand versucht, Gott zu bestehlen, geschieht es oft, daß er etwas stibitzt, das wertlos ist.

Mit meinem Vortrag will ich euch nicht erschrecken, es ist nicht meine Absicht. Wenn ein Schüler in ein Versuchslabor eingeführt wird, muß der Lehrer ihm die Eigenschaften der verschiedenen Stoffe erklären und darauf hinweisen, daß, wenn er nicht aufmerksam ist, ihn ein Versuch viel kosten kann. Denn viele Menschen haben durch Unachtsamkeit ihr Augenlicht oder andere Sinne verloren.

Laßt uns Christi Regel auf das gesellschaftliche Leben übertragen. Oft werde ich gefragt: „Warum leidet Bulgarien?“ Ihr stellt an die Spitze der Verwaltung Menschen mit nur einem Talent und erwartet, daß sie Bulgarien in Ordnung bringen; wie werden sie wohl "Ordnung" auffassen? Dieser Mensch muß, wie Christus sagt, entlassen und fortgejagt werden. Für den Posten des Ministerpräsidenten ist sogar ein Mensch mit fünf Talenten, und nicht mit zwei, erforderlich. Menschen mit zwei Talenten sollten besser Polizisten und Soldaten werden; die Offiziere sollten vier Talente haben; die Generäle und Minister - fünf, und die Könige, die die oberste Stelle im Staat einnehmen, sollten zehn Talente haben. Bulgarien leidet, weil an der Spitze seiner Verwaltung nicht Menschen mit fünf Talenten stehen; oft werden Menschen mit einem Talent plaziert und danach sind die Leute mit ihnen unzufrieden und zerren sie vor Gericht; wie ihr wißt, läuft im Moment wieder ein solches Verfahren. Diese, die stehlen, sind dumm, aber diese, die ihnen die oberste Macht gegeben haben, sind um einiges dümmer. Man stellt einen untauglichen Knecht ein und man erwartet von ihm eine gute Leistung. Danach wundert man sich, daß der so wenig geleistet hat! Wir sollten uns mehr über dessen Herrn wundern. Heute brauchen wir in Bulgarien Menschen mit vier, fünf, zehn Talenten. Haben wir diese, werden wir das erste Volk in der Welt werden; es wird für uns dann keine Hürden und Hindernisse mehr geben; selbst wenn sich alle Staaten gegen Bulgarien verbünden würden, würde dieses nichts an ihrer Position ändern. Dann - das versichere ich euch - wird uns kein Unglück mehr zustoßen. Wenden wir diese Talente - zwei, vier, fünf und zehn - an!

Nun frage ich: Wozu ist dieser Verstand, den Der Herr uns gegeben hat, eigentlich gut? Zuerst einmal ist er ein Seihtuch. Habt ihr die Milch durchgeseiht? Wißt ihr, wie ihr sie verlaben und verkäsen sollt? Laßt uns dieses Gesetz von der Durchseihung auf das tägliche Leben anwenden: Oft beklagen sich die Leute: „Ich habe keine Freunde auf dieser Welt!“ Warum habt ihr keine Freunde? Wenn ihr zu mir sagt: „Ich habe keinen Freund!“, kann ich schon ins Grübeln kommen und vermuten, daß ihr zu den Menschen mit dem einen Talent gehört. Wenn ihr auch noch sagt: „Niemand liebt mich“, kann ich daraus nur den Schluß ziehen, daß ihr ein Mensch mit nur einem Talent seid, der alles Göttliche in der Erde vergraben hat; ein selbstsüchtiger Mensch, der für sich selbst lebt, verdient es, ohne Freunde, draußen in der Finsternis zu sein. Das ist es, was Christus mit den Talenten zum Ausdruck bringen will. Ihr werdet fragen: „Gut, und was für eine Säuerung ist diese, mit der wir arbeiten sollen?“ - Ihr habt sie schon, aber ihr müßt wissen, wie man die Milch verlabt und verkäst. Kann man die Milch verlaben, wenn sie zu kalt ist? Nein! Klappt es, wenn sie zu heiß ist? Auch nicht! Bei der Verlabung sollt ihr das folgende Gesetz beachten: Ihr müßt gute Gefühle und gute Wünsche haben, ihr sollt den Menschen mit guter Säuerung verlaben, so verlaben, daß er nicht sauer wird, ihr sollt ihn mit der Wahrheit verlaben, und wenn ihr ihn mit ihr verlabt habt, seid ihr Leute mit zwei Talenten, dann werdet ihr vier haben, und wenn ihr vier habt, seid ihr erlöst, denn es bedeutet, daß ihr durch Christi Gesetz, durch den Prozeß der Selbstvervollkommnung von den schlechten Wünschen gereinigt seid.

Vielleicht habt ihr auch was anderes über die Talente gehört. Diese bedeuteten Geld, Wissen und Macht; sie sind etwas Objektives, nicht etwas Subjektives. Das Talent ist immer eine nach außen getragene Kraft, die uns gegeben, aber auch jederzeit abgenommen werden kann. Die Talente können nie zum Besitz des Menschen werden, sie gehörten und gehören nur Gott, und Er gibt und nimmt sie, je nach unserem Benehmen. Ihr werdet auf der Erde geboren, Er gibt euch zwei Talente und sagt: „Du sollst arbeiten! Wenn du noch zwei gewinnst, werde Ich sie vermehren, Ich werde dir fünf geben, und du wirst zu Meiner Freude eingehen!“ Sogar wenn Er jemandem nur ein Talent gegeben hat, gibt es auch für diesen Menschen einen Platz in der Welt: Wenn ein solcher Mensch den Wunsch äußert, daß er noch ein Talent hinzugewinnen will, wird er erlöst. Und wenn wir sehen, daß so ein Mensch sich müht und leidet, so zeugt dies davon, daß er noch ein Talent bekommen will, weil, wenn man leidet, so leidet in erster Linie dieses sündige Wesen, das nur ein Talent hat. Ein solcher Mensch muß von der Eins, von seinem Selbst, von seiner Selbstsucht weg, hin zur göttlichen Liebe und zur Selbstaufopferung kommen: Der Mensch, der nur ein Talent hat, soll sich selbst opfern, um zwei Talente zu gewinnen. Mit Herz und Verstand zu arbeiten bedeutet, zwei Talente zu haben, und fünf - in sich alle Sinne bis zur Vollkommenheit entwickelt zu haben. Wißt ihr, was die Entwicklung aller Sinne bedeutet? Viele sehen, aber erkennen nichts, hören, aber verstehen nichts, kosten, aber schmecken das Gute nicht heraus. Wenn man z.B. Brot ißt, sagt man doch: „Mein Herr! Ich danke Dir für das Brot, das Du mir gegeben hast, ich danke Dir für das Leben, das Du mir dadurch schickst!“ Wenn ihr nicht dankt, zeigt es, daß ihr nicht verstanden habt, was Geschmack ist und wozu der Mund gemacht wurde. Er ist nötig, damit vor allem das Leben der Liebe reinkommen kann, das die Basis aller Dinge ist.

Behaltet diesen Gedanken: Wenn Der Herr euch ein Talent gegeben hat, bittet Ihn darum, bei euch zu sein und euch zu helfen, zwei zu erlangen - darin liegt die Erlösung. Christus ist gekommen, um die Welt zu erlösen, vor allem jene zu erlösen, die ein Talent haben. Wißt ihr aber, wieviel Kummer Ihm diese Faulenzer bereitet haben? Ihr kennt die Geschichte.... Wenn jemand ein Talent hat, überlaßt ihn Dem Herrn, d.h.: Jagt ihn hinaus! Warum? Weil nur Der Herr imstande ist, ihn zu heilen und zu erretten; ihr seid nicht in der Lage, das zu tun. Wenn ich sage: „Jagt ihn hinaus“, sage ich es, weil ich um sein Wohl besorgt bin, denn er soll Gott finden, weil wenn er sich an euch festhält nie arbeiten wird; wenn er sich völlig verlassen wiederfindet, wird er sich an Gott wenden, und Er wird ihn erlösen. Gebt ihm kein Essen, laßt ihn 2 - 3 - 5 Tage hungern; laßt ihn sich ein bißchen bemühen - was macht's schon! Wieso? Wie oft am Tage weint ein Baby?! Wenn es nicht weint, wird seine Mutter es nicht füttern. Die Menschen mit einem Talent, das sind diese, in denen es kein Leben gibt; genauso wie ein Leichnam nicht arbeiten kann, verhält es sich auch mit dem Menschen, der nur ein Talent hat. So wenig ein Geizhals opfern kann, so wenig ist es auch möglich, dem Menschen mit dem einen Talent zu helfen. Ich sage zu euch allen, die hier seid und zwei Talente habt: Wenn ihr auf einen solchen Menschen trefft und euch in ein Talent zurückstufen laßt, begeht ihr ein großes Verbrechen. Ihr seid Menschen, die vier Talente haben könnten und wenn Der Herr euch arbeitend vorfindet, und ihr Ihm berichten könnt: „Mit den zwei Talenten, die Du, mein Herr, mir gegeben hast, habe ich noch zwei hinzugewonnen!“, wird Er euch umarmen und sagen: „Ei, du frommer und getreuer Knecht, gehe ein zu deines Herren Freude!“

(Gehalten am 27. April 1914 in Sofia).

 

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